Genossenschaften wollen Marktanteil verdoppeln
Jonas Tauber , Danzig
Die europäischen Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit sehen sich als Gewinner der Schuldenkrise, während die Aktiengesellschaften ihrer Ansicht nach verlieren. „Nach der Finanzkrise muss es wieder um die Realwirtschaft und um Stabilität gehen, und das sind Stärken des Prinzips der Gegenseitigkeit“, sagte Asmo Kalpala, Präsident des europäischen Branchenverbands Amice, der FTD bei der Mitgliederversammlung im polnischen Danzig. Kalpala ist Präsident des finnischen Versicherers Tapiola.
„Das kurzfristige Denken der Aktiengesellschaften und ihr Fokus auf Gewinnmaximierung haben die Krise verschärft“, sagte er. Deshalb hätten sie viel Vertrauen bei Kunden verloren. Versicherungsvereine müssten nicht auf Investoren schielen.
Kalpala erwartet, dass Vereine und Genossenschaftsversicherer ihren Marktanteil in Europa von heute 26 Prozent in den nächsten 20 Jahren verdoppeln werden.
Versicherungsvereine haben keine Aktionäre, sondern gehören ihren Kunden. Als Nachteil gilt, dass sie anders als börsennotierte Gesellschaften schwerer an frisches Geld vom Kapitalmarkt kommen. In Deutschland sind Obergesellschaften großer Konzerne wie Talanx, Gothaer oder HUK-Coburg Versicherungsvereine.
Die Vereine müssen sich ihr Kapital selbst verdienen. Aus Kalpalas Sicht könnte den Unternehmen das Instrument der Schwankungsrückstellungen helfen, das aber gerade immer weiter eingeschränkt wird. „Das Ziel ist, in guten Zeiten Geld für schlechte Zeiten zu behalten, ohne dafür Steuern zahlen zu müssen“, sagte er. Das gelte als altmodisch, sei aber verlässlich und besonders wichtig, wenn Vereine wachsen wollen.
Zurzeit halten Versicherer in Europa rund 53 Mrd. Euro Schwankungsrückstellungen. Das Geld müsse auch für Investitionen verwendbar sein, forderte er. Das hängt zurzeit vor allem von nationalen Steuerregeln ab. „Es wäre wünschenswert, dass die EU sich der Sache annimmt.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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