Der US-Assekuranzgigant hat Milliarden versenkt und seineIndustrieversicherer in Chartis umbenannt. Jetzt fühlt sich das Unternehmenwieder stark. Der alte Name kommt wieder
Herbert Fromme , Köln
Für Konzernchef Robert Benmosche ist die Zeit der Demut vorbei. Nach FTD-Informationen soll schon in wenigen Monaten der erst 2009 eingeführte Name Chartis für die Industrieversicherer der American International Group (AIG) verschwinden – und der globale Marktführer in der Absicherung von Konzernen wieder unter seiner alten Marke AIG auflaufen.
„Wir haben noch keine Entscheidung getroffen“, sagte Jim Ankner aus dem New Yorker Management dazu. „Aber wir prüfen Möglichkeiten für die Nutzung der Marke AIG.“ In den USA sei man bereits wieder mit AIG Direct und der Betriebsrentenfirma AIG Benefits Solutions auf dem Markt. Mit der 2009 eingeführten Marke Chartis – gesprochen Tschartis – haben sich weder Mitarbeiter noch Kunden anfreunden können. Zu sehr roch die Umbenennung danach, dass sich AIG von seiner jüngsten Skandalgeschichte absetzen wollte.
Das Unternehmen hatte für Banken Immobilienverbriefungen und andere faule Papiere im Wert von Hunderten von Milliarden Dollar gegen Wertverlust abgesichert. Als die Immobilienkrise 2008 ihren Höhepunkt erreichte, die Lehman Bank umfiel und AIG gleichzeitig mit einem schlechteren Rating fertig werden musste, verlangten die Banken Cash vom Versicherungsgiganten.
Die Regierung in Washington musste mit 183 Mrd. Dollar einspringen, um einen Kollaps von AIG und damit schwere Schocks für das globale Bankensystem zu verhindern.
Plötzlich war AIG verstaatlicht und hatte mit dem schlechten Ruf von Hazardeurs im Management zu kämpfen. Die Sorge: Industriekunden in aller Welt könnten AIG den Rücken kehren. Deshalb benannte der Versicherer 2009 einen Teil des Geschäfts in Chartis um. „Das ist ein großer Schritt nach vorn, wir können jetzt unabhängig arbeiten“, begeisterte sich der damalige Chartis-Chef Kristian Moor. Der Name stamme vom griechischen Wort für Landkarten und zeige „den disziplinierten, aber flexiblen Ansatz zur Navigation der sich verändernden Märkte“.
Davon ist heute nicht mehr die Rede. „Wir haben ein tolles Comeback hingelegt“, sagte Ankner. „In den vergangenen zwei Jahren waren wir profitabel, und wir haben 80 Prozent der Staatshilfen zurückgezahlt.“ Das Unternehmen werde bald bei der Regierung schuldenfrei sein. Außerdem habe Marktforschung ergeben, dass die Zustimmung zur Marke AIG stetig steige. Da ist der „flexible Ansatz zur Navigation“ wohl nicht mehr nötig.
Quelle: Financial Times Deutschland
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