Krankenpolicen vom Chef sollen Mitarbeiter halten
Ilse Schlingensiepen , Düsseldorf
Für private Krankenversicherer (PKV) tut sich in Deutschland ein vielversprechender Markt auf: die betriebliche Krankenversicherung, also Krankenversicherung für Belegschaften über den Arbeitgeber. „Für uns ist die betriebliche Krankenversicherung ein interessantes Wachstumsfeld, das das bisherige Gebiet der Vollversicherung und der klassischen Zusatzversicherungen ergänzt“, sagte Clemens Muth, Vorstandschef des PKV-Marktführers DKV, bei der FTD-Konferenz „Benefits für qualifizierte Fachkräfte“ in Düsseldorf.
Krankenversicherungen über den Betrieb gelten als Instrument, um Mitarbeiter zu gewinnen oder zu binden. Noch sei dieses Segment ein zartes Pflänzchen, sagte Muth. Er schätzt den Markt der arbeitgeberfinanzierten Krankenversicherung auf zurzeit 50 Mio. Euro in Deutschland. „Das Geschäftsfeld hat Potenzial, das wollen wir mit erweiterten Produkten erschließen“, kündigte er an.
In Deutschland müsse die betriebliche Krankenversicherung einen höheren Stellenwert bei der Mitarbeiterbindung erhalten, wie es in anderen europäischen Ländern bereits der Fall ist, sagte der hessische Sozialminister Stefan Grüttner. „Für mich ist die betriebliche Krankenversicherung einer der wichtigsten Benefits.“ Mit den Zusatzpolicen und Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung könnten Unternehmen ihre soziale Kompetenz unter Beweis stellen.
Der Bereich bietet für die PKV-Branche, die zurzeit unter heftigem Druck steht, eine große Chance, glaubt Thomas Querl, der beim Versicherungsmakler Aon für das Belegschaftsgeschäft zuständig ist. „Die betriebliche Krankenversicherung kann eine Hilfestellung sein, die PKV in der Bevölkerung in ein positives Licht zu rücken.“ Anbieter müssten Firmen dafür eine hohe Qualität liefern.
Bei den Mitarbeitern gibt es zum Teil Bedenken gegen Krankenversicherungen als arbeitgeberfinanzierte Leistung, weiß Stefan Schrahe, Personalchef beim Automobilzulieferer GKN Sinter Metals. Die Firma hat 2010 Zusatzpolicen für alle 1600 Mitarbeiter in Deutschland eingeführt. Es sei ein mühsamer Prozess gewesen. „Das Thema Versicherung ist negativ besetzt, da mussten wir viel Überzeugungsarbeit leisten.“ Seiner Meinung nach wird es noch dauern, bis sich das Konzept hierzulande durchsetzt.
Quelle: Financial Times Deutschland
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