Pensions-Sicherungs-Verein verdoppelt voraussichtlich Beitragssatz // Zahlder Insolvenzen wächst
Die Auswirkungen der Schuldenkrise treffen zunehmend Firmen außerhalb des Finanzsektors. Als Folge steigender Insolvenzzahlen müssen mehr als 90 000 Unternehmen in Deutschland mit erheblich höheren Kosten für die Insolvenzsicherung ihrer Betriebsrenten rechnen. Hält der Trend bei den Firmenpleiten aus der ersten Jahreshälfte an, wird der Pensions-Sicherungs-Verein (PSV) seinen Beitragssatz von jetzt 1,9 Promille des geschützten Betriebsrentenvolumens auf voraussichtlich vier Promille anheben. Dies kündigte Vorstand Hermann Peter Wohlleben bei der Mitgliederversammlung am Mittwoch in Köln an.
Im PSV müssen alle Firmen Mitglied sein, die Beschäftigten eine Betriebsrente versprechen. Über die Mitgliedschaft ist gewährleistet, dass Arbeitsnehmer bei einer Pleite des Unternehmens die Ansprüche aus einer Betriebsrente nicht verlieren. Bei der Insolvenz eines Mitglieds übernimmt der PSV dessen Verpflichtungen. Der Verein schützte im Jahr 2011 rund 10,3 Millionen Renten und Anwartschaften. Finanziert wird das über die Beiträge der Mitglieder. Die Höhe legt der PSV jedes Jahr im November rückwirkend für das laufende Jahr fest.
Im Jahr 2011 sind die Insolvenzen aufgrund der Konjunkturbelebung deutlich zurückgegangen. Das hat sich in den ersten Monaten 2012 aber nicht fortgesetzt. „Ich möchte nicht von einer Trendwende sprechen“, sagte Wohlleben. Es sei aber nicht von der Hand zu weisen, dass die Staatsschulden und die Finanzkrise europäischer Staaten Gefahren für die Kreditmärkte und für die konjunkturelle Entwicklung bergen. Dies könne sich in einem steigenden Insolvenzrisiko für den Unternehmenssektor niederschlagen. Die Zahl der in die Pleite gerutschten PSV-Mitglieder ist im ersten Halbjahr 2012 gegenüber den ersten sechs Monaten 2011 um 18 Prozent auf 295 Firmen gestiegen. Der Leistungsaufwand wuchs von 191 auf 460 Mio. Euro.
Verschlechtert sich die Lage der Wirtschaft, könnte das den Reformdruck auf den PSV erhöhen. Bisher sind die Beiträge nur an die Höhe der jeweiligen Verpflichtungen gekoppelt – nicht berücksichtigt wird, ob eine Firma die Betriebsrenten noch anderweitig absichert. Als 2009 infolge zahlreicher Insolvenzen, vor allem von Arcandor, die Beiträge auf 14,2 Promille stiegen, kam der PSV unter Beschuss. Unter Mitwirkung der Arbeitgeberverbände hat die Unternehmensberatung Heubeck ein alternatives Konzept erarbeitet: Wer im Pleitefall noch einen Teil der Betriebsrenten mit eigenen Vermögenswerten abdecken kann, soll weniger Beitrag an den PSV zahlen, so der Grundgedanke.
Beobachter geben diesem System allerdings kaum eine Chance: Bei Mitgliedern aus dem Mittelstand sei die Idee schlicht nicht mehrheitsfähig. Gerade große Unternehmen, die ihre betriebliche Altersversorgung immer mehr auf Pensionsfonds oder Treuhandmodelle umstellen, würden niedrigere Beiträge zahlen.
Jessica Boesler und Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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