Marktführer startet 2013 elektronischen Versicherungsordner // FTD-Gesprächmit Deutschland-Chef Markus Rieß
Herbert Fromme , Hamburg
Die Allianz führt Anfang 2013 nach dem Vorbild des Onlinebankings einen elektronischen Versicherungsordner für Privatkunden ein. Das kündigte Deutschland-Chef Markus Rieß im FTD-Gespräch an. „Im Prinzip brauchen unsere Kunden ihre Ordner mit Papieren dann nicht mehr“, sagte er. Die elektronische Akte werde alle Dokumente der vergangenen drei Jahre enthalten, einschließlich der Korrespondenz mit dem Versicherer, Policen und Deckungskonzepten.
Dabei können Verbraucher auf Wunsch ihre gesamten Versicherungsunterlagen bei der Allianz einstellen. Auch die Dokumente anderer Versicherer sollen Kunden in dem neuen Versicherungsordner aufbewahren können. „Die kann ich selbst einpflegen, oder die sind automatisch enthalten, wenn ich sie beim Allianz-Vertreter im Rahmen einer Beratung hinterlegt habe“, sagte Rieß.
Zwar planen auch Direktversicherer elektronische Archive für Policen und andere Dokumente. Mehrere Gesellschaften haben bereits Kundenbereiche, in denen Dokumente vorgehalten werden. Doch geht die Allianz mit einem kompletten, elektronischen Versicherungsordner darüber hinaus. Damit setzt der Versicherer den gesamten Markt unter Zugzwang, die Beziehungen zu den Kunden auf eine neue, elektronische Basis zu stellen.
„Die elektronische Versicherungsakte ist ein wesentlicher Punkt unserer Digitalisierungsoffensive“, sagte Rieß. Der Trend zur Onlinewirtschaft erfasse alle Branchen. In der Assekuranz sei die Entwicklung zwar langsamer, aber genauso unabwendbar. „Als Marktführer müssen wir ganz vorn sein“, sagte Rieß.
Während Banken schon seit Jahren ihren Kunden einen elektronischen Zugang zu allen Geschäftsbeziehungen bieten, bei denen Konten, Wertpapierdepots und Kredite leicht online erreichbar sind, hinkt die Assekuranz hinterher. Das hängt mit dem lange vorherrschenden Abschlussdenken in den Unternehmen zusammen – die Jagd nach neuen Kunden und Verträgen war alles, die gute Betreuung des Bestands wurde als nicht so wichtig angesehen.
Dazu kam das Spartenprinzip in traditionsverhafteten Branche, durch das der Lebensversicherer kaum Gemeinsamkeiten mit den Kollegen aus der Schadenversicherung sah. Wegen der – verglichen mit den Banken – geringeren Kontaktfrequenz zwischen Kunden und Versicherern sind die ökonomischen Vorteile der Digitalisierung auch nicht so offensichtlich wie bei den Geldhäusern.
Die Bereitschaft der Allianz, auch Policen von Konkurrenten in ihr System aufzunehmen, kann das Leben für Kunden einfacher machen – dürfte aber bei den Wettbewerbern, die bislang ohne digitale Projekte und Konzepte dastehen, für Verärgerung sorgen. Dabei ist es heute schon bei jedem Versicherer üblich, Daten der Policen von Konkurrenten aufzunehmen, wenn die Kunden umfassend über ihren Versicherungsschutz beraten werden. Ähnlich ist es bei Banken und Bausparkassen: Kein Hauskredit wird vergeben, ohne dass der Bauherr eine Risikolebensversicherung abschließt, und selbstverständlich verlangen Banken und Bausparkassen Kopien oder sogar die Originale der entsprechenden Policen.
Allerdings wird die Allianz ihren Kunden überzeugend darlegen müssen, dass ihre Daten im elektronischen Ordner ausreichend geschützt sind und nicht von jedem Mitarbeiter abgerufen werden können.
Allianz kopiert Autobranche17
Quelle: Financial Times Deutschland
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