Swiss Re bläst die Backen auf

Rückversicherer will Marktführer auch bei der Industrie werden //Gewinneinbruch im Quartal

Herbert Fromme

Herbert Fromme , Köln

Der weltweit zweitgrößte Rückversicherer Swiss Re will wieder Marktführer in seiner Kernsparte Rückversicherung werden und damit Branchenprimus Munich Re vom Thron stoßen. 2007 stand das Unternehmen schon einmal kurzfristig an der Spitze. Auch in der Industrieversicherung reibt sich das Züricher Unternehmen mit Rivalen, vor allem Allianz, AIG und Zurich. „Wir haben das Ziel, der führende Anbieter in der Rückversicherung und der Versicherung von Großunternehmen zu werden“, sagte Swiss Re-Chef Michel Liès bei der Vorstellung der Zahlen des zweiten Quartals.

Swiss Re versichert eigentlich andere Assekuranzunternehmen gegen Größtschäden. Aber das Unternehmen hat wie die meisten Rivalen auch schon immer direkte Geschäfte mit industriellen Großkonzernen gemacht. Angesichts des stagnierenden Rückversicherungsmarktes wird dieser Geschäftsteil immer wichtiger. 2011 hat Swiss Re auch organisatorisch die Konsequenzen gezogen und einen separaten Industrieversicherer gegründet, Swiss Re Corporate Solutions.

„Wir wollen in diesem Segment 2015 Prämieneinnahmen von 4 Mrd. Dollar bis 5 Mrd. Dollar erzielen“, sagte Liès. Das wären rund 4 Mrd. Euro – und Swiss Re wäre damit auf Augenhöhe mit der Allianz-Konzerngesellschaft Allianz Global Corporate & Specialty, die 2011 4,9 Mrd. Euro Prämien kassierte.

Schon heute hat Swiss Re Corporate Solutions 1300 Mitarbeiter und kam im zweiten Quartal auf 536 Mio. Dollar Prämien (436 Mio. Euro), plus 22 Prozent. Großschäden aus US-Stürmen und aus Italien verhagelten allerdings das Ergebnis, statt 52 Mio. Euro kam er nur auf 26 Mio. Dollar.

Der angriffslustige Rückversicherer hatte für das zweite Quartal insgesamt nur mäßige Zahlen zu melden. Er verdiente magere 83 Mio. Dollar. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 960 Mio. Dollar. Der Grund: Das Unternehmen, das in Dollar bilanziert, musste einen Verlust von 1 Mrd. Dollar aus dem noch nicht abgeschlossenen Verkauf seines Admin Re-Geschäfts in den USA verbuchen.

Admin Re übernimmt stillgelegte Bestände von Lebensversicherern und wickelt sie ab. „Es handelt sich im Wesentlichen um einen buchhalterischen Effekt unter den US-Bilanzierungsregeln GAAP“, sagte Finanzchef George Quinn. Ökonomisch betrachtet werde der Verkauf, der im dritten Quartal abgeschlossen sein soll, mit einem Plus für Swiss Re enden. „Wir verkaufen das Admin Re-Geschäft in den USA, weil die Rendite zu niedrig ist und wir das Kapital woanders besser einsetzen können“, sagte Quinn – dazu gehört die Industrieversicherung.

Dass im zweiten Quartal überhaupt noch ein Gewinn blieb, liegt an weniger Großschäden als im Vorjahr und an hohen Kapitalerträgen, die das Unternehmen auch mit dem Verkauf von Wertpapieren erzielte. Der Umsatz stieg im Quartal um 14 Prozent auf 6,1 Mrd. Dollar, im Halbjahr um 19 Prozent auf 11,9 Mrd. Dollar.

Sehr positiv verlief die Schaden- und Unfallrückversicherung, weil Großschäden ausblieben und Preise stiegen. In der Lebens-Rückversicherung schlugen höhere Schäden negativ zu Buche, Swiss Re musste Anlagegewinne realisieren, um gegenzusteuern. Quartalszahlen sind bei Rück- und Industrieversicherern grundsätzlich wenig aussagekräftig, weil ihr Geschäft auf der langfristigen Absicherung großer Risiken beruht.

Quelle: Financial Times Deutschland

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