Privater Krankenversicherer stellt Gruppengeschäft um
Ilse Schlingensiepen
Die Deutsche Krankenversicherung (DKV) verzichtet nach Informationen der FTD bewusst auf Geschäft mit Firmenkunden. Das Unternehmen organisiert dazu ab Anfang 2013 das Gruppengeschäft neu und schließt dabei Verträge, die nicht rentabel waren oder kaum Kunden gebracht haben.
Die DKV gehört zur Ergo Gruppe der Munich Re und ist nach Prämieneinnahmen der größte private Krankenversicherer. Im Kerngeschäft Vollversicherung kämpft die DKV seit Längerem mit einem Rückgang bei der Zahl der Kunden.
Über Gruppenverträge können sich Mitarbeiter von Unternehmen oder Mitglieder von Verbänden zu günstigeren Konditionen als bei Einzelpolicen versichern. Da die Versicherer auf einen Schwung eine größere Anzahl von Kunden erhalten, räumen sie ihnen in der Regel Rabatte ein und bessere Bedingungen in der Krankenversicherung, vor allem den Verzicht auf Gesundheitsprüfungen.
Das Gruppengeschäft macht bei der DKV gut 20 Prozent des Umsatzes aus. Sie hat sich aber offenbar unrentables Geschäft ins Haus geholt. Außerdem will sich die DKV verstärkt als Premiumversicherer positionieren und das Geschäft gezielter steuern.
Die Konsequenz: Die DKV schließt zunächst alle Verträge für das Neugeschäft, das heißt, niemand kann sich mehr neu versichern. Den Firmen macht die DKV je nach Größe ein neues Angebot. Wer mehr als 1000 Mitarbeiter hat, kann den Vertrag mit kleineren Änderungen weiterführen. Bei 500 bis 1000 Mitarbeitern entfallen die bisher gewährten Rabatte.
Kleinere Firmen bleiben künftig außen vor – mit einer Ausnahme: Sie schließen eine betriebliche Krankenversicherung ab. Dabei kauft der Arbeitgeber für alle Mitarbeiter eine Zusatzversicherung.
Im Geschäft mit Verbänden will sich die DKV künftig ausschließlich auf Freiberufler konzentrieren.
Die Gruppenversicherung bleibe auch in Zukunft für die DKV zentral, sagte Vorstand Hans Josef Pick. „Wir gestalten nun die Struktur unseres Gruppengeschäfts übersichtlicher, transparenter und nach einheitlichen Kriterien“, begründete er den Schritt.
Bei den Unternehmen und den Vermittlern wird das Vorgehen wohl nicht gut ankommen. „Das ist ein merkwürdiges Geschäftsgebaren“, sagte ein Branchenkenner. Er kritisiert insbesondere das Vorhaben der DKV, kleinere Unternehmen zum Abschluss einer betrieblichen Krankenversicherung zu bewegen. „Das grenzt an Erpressung“, sagte er.
Quelle: Financial Times Deutschland
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