Versicherer und Rückversicherer geben wieder mehr Risiken an den Kapitalmarktab. Naturkatastrophen dominieren den Markt
Patrick Hagen
Patrick Hagen
Große institutionelle Investoren sind wieder vermehrt bereit, Wetten auf das Auftreten von Naturkatastrophen abzuschließen. Wegen der niedrigen Zinsen investieren etwa Pensionsfonds verstärkt in Katastrophenanleihen (Cat-Bonds). Die Rückversicherer erwarten, dass 2012 das zweiterfolgreichste Jahr seit 2007 für solche Anlagen wird.
Mit sogenannten Insurance Linked Securities (ILS) oder Verbriefungen geben Erst- und Rückversicherer Risiken an den Kapitalmarkt. Anleger zeichnen eine entsprechende Anleihe und erhalten dafür relativ hohe Zinsen. Tritt der Schaden ein, verlieren sie ihr Geld ganz oder teilweise. Nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers 2008 kollabierte der Markt für Verbriefungen.
Die Rückversicherer Swiss Re und Munich Re gehören zu den wichtigsten Spielern auf dem ILS-Markt. Sie geben nicht nur eigene Risiken an den Kapitalmarkt weiter, sondern strukturieren auch Katastrophenanleihen für andere Versicherer. Dabei konkurrieren sie mit den Maklern Aon, Guy Carpenter und Willis sowie Investmentbanken wie Goldman Sachs.
Gründe für die gestiegene Nachfrage nach Katastrophenanleihen sind nach Ansicht von Experten die niedrigen Zinsen bei vielen anderen Kapitalanlagen und die Unsicherheit über die Zukunft des Euro-Raumes. „Das Marktumfeld für Cat-Bonds ist sehr günstig“, sagt Martin Bisping, ILS-Experte der Swiss Re. „Wir sehen, dass zunehmend Pensionskassen oder auch Lebensversicherer in Cat-Bonds investieren“, so Bisping. Die Anleihen bieten laut Swiss Re im Schnitt eine Rendite von neun Prozent. Dazu kommt, dass ILS gleichzeitig nur eine geringe Korrelation mit anderen Anlageklassen wie Aktien aufweisen. „Das Auftreten von Wirbelstürmen oder Erdbeben ist unabhängig von der Entwicklung an den Aktienmärkten“, sagt Bisping.
Im ersten Halbjahr steckten Anleger 3,6 Mrd. Dollar in verbriefte Risiken. Swiss Re rechnet für das Gesamtjahr mit einem Volumen von 6 bis 7 Mrd. Dollar. Konkurrent Munich Re erwartet rund 6 Mrd. Dollar. Im vergangenen Jahr flossen immerhin 4,2 Mrd. Dollar in ILS. Das große Anlegerinteresse sorgt dafür, dass die Zinsen fallen, die Versicherer den Investoren für die Abnahme ihrer Risiken zahlen müssen. Das macht Verbriefungen für die Assekuranz sehr attraktiv.
Der Verbriefungsmarkt startete auch im Jahr 2011 gut, brach dann aber nach dem Erdbeben und dem darauf folgenden Tsunami in Japan ein. Die Katastrophe kostete auch Anleger von Cat-Bonds Geld. Die 300-Millionen-Dollar-Verbriefung Mu teki des japanischen Versicherers Zenkyoren erlitt einen Totalausfall. „Das Jahr 2011 war ein außergewöhnlich schadenreiches Jahr“, sagt Bisping. Außer der Katastrophe in Japan verursachten das schwere Erdbeben in Neuseeland und die Überschwemmungen in Australien hohe Schäden. Gegen Ende des Jahres nahm die Zahl der Verbriefungen wieder zu.
Das meiste Geld auf dem ILS-Markt fließt in die Absicherung von Hurrikan-Schäden in den USA. „Rund 55 Prozent des gesamten ausstehenden Volumens an Cat-Bonds betreffen US-Hurrikanrisiken“, sagt Rupert Flatscher, der bei der Munich Re für Verbriefungen verantwortlich ist. Den Rest machen vor allem andere Naturgefahren wie Erdbeben oder Stürme in Europa und Japan aus.
Daneben gibt es auch Verbriefungen von Lebensversicherungsrisiken. Auch Kranken- und Autoversicherungsrisiken haben Versicherer schon in den Markt gegeben. Diese Felder spielen aber insgesamt nur eine kleine Rolle. Investoren sind zwar an zusätzlichen Angeboten interessiert, um ihre Anlagen besser zu diversifizieren, viele Verträge wie Haftpflichtpolicen eignen sich aber wegen des langen Zeithorizonts nicht für den Kapitalmarkt. „Naturkatastrophen werden das Hauptrisiko für Verbriefungen bleiben“, erwartet Flatscher.
Quelle: Financial Times Deutschland
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