Wenn der Schiffsfonds SOS funkt

Ein Rettungskonzept für alle Vehikel ist nicht in Sicht

Die schlechten Nachrichten für die Anleger von Schiffsfonds nehmen kein Ende. Im Wochentakt melden Gesellschaften Insolvenz an, zumeist ist das gesamte Kapital der Investoren verloren. Neue Konzepte werden erprobt, doch als Rettungsanker für die Masse taugen sie wohl nicht.

Mehr als 100 Fondsschiffe sind bereits Pleite, etliche kämpfen um ihr Überleben. Dazu kommt eine unbekannte Zahl an Schiffen, die vor allem auf Druck der Banken verkauft worden sind, ohne dass es zu einer Insolvenz kam. Auch in diesen Fällen gehen die Anleger in der Regel leer aus.

„Es ist unglaublich, wie viele Fondsgesellschaften derzeit Verkaufsbeschlüsse fassen“, sagt Andreas Hülsmann von AHS Fondskonzept. Die Zukunft der Fonds werde extra schlecht geredet, sagt er: „Die Situation wird so negativ dargestellt, dass der Anleger psychologisch gar nicht anders kann, als dem Verkauf zuzustimmen.“ Seine Erklärung: Emissionshäuser wollen die Fonds einfach loswerden und vielleicht noch ein paar Gebühren einstreichen.

Bis die Finanzkrise Ende 2008 die Schifffahrtsmärkte erfasste, war Deutschland der führende Standort für die Finanzierung neuer Frachter. Dank des Zusammenspiels von Banken und Anlegern in den Schiffsfonds konnten deutsche Reeder immer mehr Schiffe bestellen. Als die Märkte in die Tiefe rauschten, zogen sie die Fonds mit, ihre Einnahmen sanken dramatisch. Zuerst sammelten die Fonds reihenweise frisches Kapital für eine Sanierung ein oder forderten Ausschüttungen zurück. Als die Märkte nach einer kurzen Erholung 2010 aber erneut abstürzten, reichte das nicht mehr. Auch die Banken sind restriktiver geworden und geben keine neuen Kredite. Zumindest für die Fonds. Dagegen erhielten die Käufer solcher Schiffe teilweise bis zu 100 Prozent Finanzierung – zum Frust der Fondsanleger.

Geänderte Produkte startenDen einstigen Marktführer HCI Capital traf es knüppeldick. Innerhalb weniger Tage gingen gleich sieben Ein-Schiff-Gesellschaften aus HCI-Fonds Pleite. Der Spielraum für tragfähige Restrukturierungskonzepte sei kleiner geworden, gibt HCI zu. Anleger und Banken seien immer weniger bereit, frisches Geld nachzuschießen.

Gleichzeitig ist HCI eines der wenigen Emissionshäuser, das sich mit einem neuen Schiffsfonds an den Markt gewagt hat. Das Konzept unterscheide sich deutlich von bisherigen, sagen die Hamburger. Sehr kurze Laufzeit, Vorrangstellung der Anleger, Bürgschaft der Reederei über die volle Höhe des benötigten Kredits.

Angesichts der Zurückhaltung der Anleger und zugleich steigender Anforderungen an geschlossene Fonds ist ein Revival der Schiffsfonds auf breiter Front nicht in Sicht. HCI-Chef Ralf Friedrichs gibt sich dennoch trotzig optimistisch: „Die neuen Regulierungsstandards sind für Schiffsinvestments eine Chance. Eine größere Transparenz wird das Anlegervertrauen stärken.“

Hülsmann geht derweil mit AHS neue Wege. Er verhandelt mit Banken direkt über die Übernahme notleidender Schiffe. Ein erstes Containerschiff hat AHS bereits erworben, inklusive Finanzierungspaket der beteiligten Bank. Jetzt will das Unternehmen ein zweites Schiff kaufen, diesmal rein mit Eigenkapital.

Die Banken müssen in diesen Fällen auf große Teile des noch ausstehenden Darlehens verzichten, teilweise auf bis zu 80 Prozent. Doch die Einsicht dort wachse, dass es anders nicht gehe, sagt Hülsmann: „Die Anzahl der möglichen Transaktionen hat sich deutlich erhöht in den letzten Wochen. Bei einer Insolvenz wird es auch für die Bank komplizierter und kostet am Ende nur Geld.“ Für wohlhabende Investoren, die an ihr Schiff glauben, sei ein solcher Deal eine Chance, sagt Hülsmann. An der ersten Transaktion haben sich jedenfalls auch Altanleger beteiligt.

Quelle: Financial Times Deutschland

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