Versicherer können Sturm verkraften

Erste Schätzungen rechnen mit 10 Mrd. Dollar Belastung

Anne-Christin Gröger

Hurrikan „Sandy“, der in der vergangenen Nacht über die Ostküste der USA hinweggefegt ist, hat wesentlich höhere Schäden angerichtet als Hurrikan „Irene“ im vergangenen Jahr. Dennoch wird er für die Assekuranz keine besonders großen Probleme bringen. Eqecat, eines von drei Spezialunternehmen für die Schätzung von Katastrophenschäden, geht von versicherten Schäden in Höhe von 10 Mrd. Dollar aus. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 kostete Hurrikan „Katrina“ die Assekuranz 74,4 Mrd. Dollar – und war damit die teuerste Naturkatastrophe seit 1970.

Eqecat-Konkurrent RMS will noch keine Zahl nennen, sieht aber eine deutlich höhere Belastung als bei „Irene“. „,Sandy` ist wesentlich schlimmer und hat New York City viel stärker getroffen als ,Irene`“, teilte RMS am Dienstagmorgen mit. „Irene“ schlug mit 4,3 Mrd. Dollar zu Buche.

Die meisten Schäden dürften die Gebäudeversicherung betreffen, erwartet Eqecat. „Neuere Industriegebäude könnten von strengeren Bauverordnungen profitieren und deshalb weniger Schäden davontragen“, so der Risikomodellierer. Die Ratingagentur Fitch erwartet, dass Versicherer vor allem mit vielen Schäden aus der Betriebsunterbrechung von Unternehmen getroffen werden.

Die drohenden Belastungen durch „Sandy“ bereiten der Versicherungswirtschaft keine schlaflosen Nächte. Die Kosten dürften das Budget der Versicherer nicht sprengen, sagte Michael Huttner, Versicherungsexperte bei JP Morgan Cazenove.

Die Gesellschaften haben ihre Sturmdeckungen gut kalkuliert. Sie versichern einzelne Risiken nur bis zu einer Obergrenze und können deshalb mit Massenschäden fertig werden.

Hohe Schäden nützen der Branche sogar, denn sie ermöglichen den Anbietern, höhere Preise durchzusetzen – eine Entwicklung, die vor allem die Rückversicherer dringend brauchen. Versicherer gehen nur selten pleite, weil die Schäden aus Naturkatastrophen zu hoch sind. Viel gefährlicher sind für sie Fehlspekulationen mit Kapitalanlagen sowie langfristige Risiken aus der Haftpflichtversicherung. Sie können existenzbedrohend für die Unternehmen sein. Das gilt beispielsweise für Pharmarisiken oder ärztliche Behandlungsfehler.

Der Rückversicherer Munich Re will sich zu möglichen Schäden noch nicht äußern. „Eine Abschätzung der möglichen Schäden ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich“, sagte ein Sprecher. „Es wird Tage oder Wochen dauern, bis eine verlässliche Schätzung machbar ist.“

Quelle: Financial Times Deutschland

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