Die Schweizer radieren die Marke des Finanzvertriebs aus. Das spüren auchHannovers Fußballfans
Herbert Fromme
Herbert Fromme , Köln
Das Hannoveraner Fußballstadion AWD-Arena soll künftig Swiss-Life-Arena heißen. Das wünscht sich jedenfalls der Schweizer Lebensversicherer gleichen Namens, der am Mittwoch den Namen seiner Tochtergesellschaft AWD beerdigte – und damit das Erbe des langjährigen AWD-Chefs Carsten Maschmeyer.
Die AWD-Vertreter sollen künftig als Swiss Life Select antreten. Für Hannover 96 dürfte der Wechsel vergleichsweise unproblematisch sein – für AWD und seine Mitarbeiter sind die Folgen dramatischer. Bis zu 300 von ihnen in Deutschland sollen ihren Arbeitsplatz verlieren, weitere 90 in der Schweiz. AWD wird mit der Umbenennung faktisch mit Swiss Life Deutschland verschmolzen und hört auf, eine eigene Firma zu sein. „In Deutschland werden wir zu einem Finanzberatungs- und Versicherungsunternehmen unter einem Dach“, sagte Konzernchef Bruno Pfister. Die Auslandstöchter führt der Schweizer Konzern künftig von Zürich aus, das AWD-Geschäft in Ungarn und der Slowakei gibt er auf.
Mit der Umbenennung verschwindet eine der bekanntesten und zugleich umstrittensten Marken aus der deutschen Finanzszene. AWD verkauft mit freiberuflichen Vertretern Lebens- und Krankenversicherungen sowie Investmentprodukte. Die Geschäfte laufen schlecht – nicht nur bei AWD. Wegen der Finanzkrise wollen sich Kunden nicht langfristig binden, dazu kommen Imageprobleme der Lebens- und Krankenversicherer.
Bei AWD tragen neben dem Markttrend Hunderte von Schadensersatzforderungen und Klagen zur Wachstumsschwäche bei. Anleger werfen AWD vor, ihnen mit dubiosen Vertriebsmethoden und Falschberatung Verluste beschert zu haben. In der Kritik stehen insbesondere Fondsangebote aus den 90er-Jahren und Aktien von Immofinanz und Immoeast in Österreich.
Mit dem neuen Namen will Swiss Life die Negativschlagzeilen hinter sich lassen. Denn gebraucht werden die AWD-Leute: Pfister will den Umsatzanteil des Konzerns, der aus Provisionen vom Verkauf von Produkten für Dritte stammt, deutlich ausbauen.
Mit der Umbenennung muss Swiss Life den Wert der Tochter AWD um weitere 576 Mio. Franken von 1,34 Mrd. Franken auf 765 Mio. Franken abschreiben. „Wir hatten die Wachstumsmöglichkeiten in Osteuropa überschätzt“, sagte Pfister. Auch die Pläne für Deutschland hätten angepasst werden müssen. „Dennoch ist unsere ursprüngliche Überlegung für den Kauf von AWD weiterhin richtig“, sagte er. Swiss Life hatte 2007 1,2 Mrd. Euro für AWD bezahlt.
AWD-Chef Manfred Behrens wird neuer Chef von Swiss Life in Deutschland. Klaus Leyh, bislang Hauptbevollmächtigter der Swiss-Life-Niederlassung, wird Stellvertreter.
Quelle: Financial Times Deutschland
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