Der Rückzug des Rivalen Zurich eröffnet neue Chancen
Herbert Fromme
Herbert Fromme , Köln
Nach dem Totalrückzug der Zurich Insurance Group aus der Versicherung von Krankenhäusern haben Deutschlands Kliniken große Not, bezahlbare Deckungen zu finden. Ein Grund ist das neue Patientenrechtegesetz, das ab 2013 gilt. In die Lücke springen will nun die Hannoveraner Talanx-Tochter HDI-Gerling Industrie. Sie setzt darauf, dass sie wegen der schwierigen Lage der Kundschaft neue Regeln einführen kann.
„Wir bieten Deckungen für Schäden oberhalb von 5 Mio., in Einzelfällen auch 2 Mio. Euro“, sagte Firmenchef Christian Hinsch der FTD. Für das darunter liegende Risiko muss sich die Klinik eine andere Versicherung besorgen. Damit will HDI-Gerling verhindern, in die Regulierung kleiner Schäden gezogen zu werden.
Mit der vom Markt dringend benötigen Kapazität will Talanx andere Prinzipien einführen. „Wir versichern auf Basis des Anspruchserhebungsprinzips“, sagte Hinsch. Bislang ist in Deutschland das Schadensereignisprinzip üblich. Der Unterschied: Wenn ein Krankenhaus heute von einem Menschen mit Behinderung 20 Jahre nach seiner Geburt wegen eines Fehlers bei der Geburtshilfe verklagt wird, zahlt beim Anspruchserhebungsprinzip der Versicherer, der jetzt Deckung gewährt. Bei der heute vorherrschenden Ausrichtung auf das Schadensereignis zahlt der Versicherer, der vor 20 Jahren das Krankenhaus versichert hatte. Vor solchen unangenehmen Altlasten will sich HDI-Gerling schützen.
Franz Michael Petry, Geschäftsführer beim Versicherungsmakler Ecclesia, fürchtet Deckungslücken für die Krankenhäuser durch das neue Prinzip. Aber HDI-Gerling könnte dennoch Erfolg haben, weil es großen Bedarf gibt. Die Zurich Insurance Group versicherte bislang mehr als 200 Akutkrankenhäuser sowie 13 Universitätskliniken, steigt nun aber vollständig aus. Im Markt sind vor allem Allianz, Ergo, R+V sowie die Versicherungskammer Bayern. „Im Bestand sehen wir Preiserhöhungen von 25 bis 50 Prozent“, sagte Petry. „Kliniken, die bislang bei der Zurich waren, müssen mit 100 Prozent rechnen.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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