Die Stuttgarter Lebensversicherung bietet Maklern eine Haftungsfreistellung vor Kundenansprüchen an. Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist ein solcher Werbegag für Vermittler eine Bankrotterklärung der Gesellschaft.
Die Stuttgarter Lebensversicherung hat Maklern erneut ein Versprechen gemacht, das eigentlich ungeheuerlich ist. Wenn ein Kunde der Ansicht ist, dass sein Makler ihm durch die Empfehlung der Stuttgarter einen Schaden zugefügt hat, weil er nicht die beste Gesellschaft ausgesucht hat, zahlt der Versicherer den möglichen Schadenersatz.
Dahinter steht ein reales Problem. Die Lage einiger Lebensversicherer ist problematisch, die der meisten anderen zumindest schwer zu beurteilen. Die Folge: Viele Makler sehen allein aus Haftungsgründen keinen anderen Weg, als sich auf einige wenige große Gesellschaften zu beschränken, allen voran die Allianz. „Ich hasse die Allianz eigentlich, aber in der betrieblichen Altersvorsorge und bei großen Privatverträgen bleibt mir nichts anderes übrig, als an sie zu vermitteln“, sagte mir vor kurzem ein Makler aus Süddeutschland.
Das ist einer der Gründe, warum der Marktführer in der Lebensversicherung seit einigen Jahren konstant höhere Neugeschäftszahlen als der Markt hat. Hier zählen einfach die finanzielle Stabilität und schiere Größe – und nicht unbedingt die Produkte, bei denen die Allianz Leben meistens eher im Mittelfeld zu finden ist.
Das Angebot der Stuttgarter – das sie zum ersten Mal 2011 gemacht hat – mag auf den ersten Blick ein schöner Marketinggag für den Maklervertrieb sein. In Wirklichkeit sagt die Stuttgarter damit laut und deutlich, dass Vermittler bei ihren Policen eher als bei denen anderer Gesellschaften fürchten müssen, in Haftung genommen zu werden. Ist die Lage in Stuttgart so ernst? Und welcher Makler lässt sich darauf ein, bei der Stuttgarter nicht so genau hinzugucken, weil ohnehin nichts passieren kann?
Die Gesellschaft würde diesen Aspekt in der Werbung gegenüber Endkunden kaum groß herausstellen. Wie auch. „Bei uns schließt Ihr Makler auch dann eine Police ab, wenn er nicht hundertprozentig sicher ist, dass es die beste für Sie ist. Denn um eine Klage von Ihnen muss er sich keine Sorgen machen.“
Ich fürchte, die Not mancher Gesellschaften wird zu noch zu weiteren Eigentoren dieser Art führen. Aber den Trend werden sie nicht stoppen. Das Neugeschäft ist insgesamt flau, und von dem kleinen Kuchen geht immer mehr zu einigen wenigen Gesellschaften.
Bei einigen Managern in der deutschen Assekuranz gibt es die feste Überzeugung, dass all das Gerede von bevorstehender Konsolidierung Unsinn sei. Ich dagegen glaube, dass die Konsolidierung schon länger im Gange ist. Die Verschiebung von Neugeschäftsanteilen zu den Marktführern gehört dazu. Das Versprechen der Stuttgarter wird daran nichts ändern.
Quelle: Capital.de
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