Der Allianz-Konzern will seine globale IT grundlegend umorganisieren und eine weltweit aktive Allianz-Cloud bauen. Dafür verhandelt er mit externen Dienstleistern. Kosten kann er dabei auch noch sparen.
Mit 106 Mrd. Euro ist die Allianz weltweit der umsatzstärkste Versicherer. Das ist sie durch zahlreiche Übernahmen in den vergangenen Jahrzehnten geworden, die in der IT eine unangenehme Erbschaft hinterlassen haben. Der Konzern arbeitet mit 140 Rechenzentren, zahllosen regionalen Netzen und verschiedenen Standards für Netzzugänge, Datenspeicherung und Sicherung.
Jetzt macht sich die Münchener Führung daran, die Altlasten zu bereinigen. Aus 140 sollen fünf bis sieben Rechenzentren werden, die Netze werden in einem Netz konsolidiert, Zugänge und Sicherheit werden vereinheitlicht.
Allein will der Konzern das nicht stemmen. Deshalb verhandelt das Unternehmen mit externen Dienstleistern. Noch im Rennen sind die US-Unternehmen Computer Sciences Corporation (CSC) und IBM, hieß es in Branchenkreisen. Dabei soll CSC klar vorne liegen.
Der Vertrag dürfte mindestens über zehn Jahre laufen und könnte einen Umfang von deutlich über 500 Mio. Euro haben. Die genaue Höhe hängt von der Ausgestaltung des Geschäfts ab.
Wichtig ist den Münchenern, einen großen Partner zu finden. Nur er könne die Infrastruktur global skalieren, weil er mit mehreren Unternehmen zusammenarbeitet, hieß es. Anders sei eine IT-Infrastruktur kaum wettbewerbsfähig zu betreiben.
Allianz-Sprecher Christoph John bestätigte nur, dass es Gespräche gibt, wollte aber nichts zu den Firmen sagen. „Wir wollen eine weltweite strategische Partnerschaft mit einem globalen Anbieter etablieren“, sagte er nur. „Gegenwärtig befinden wir uns in der Endauswahl.“ John arbeitet im Allianz-Konzern für die Amos SE, die Allianz Managed Operations & Services. Die 2010 gegründete Amos gehört zu 100 Prozent der Allianz und hat heute 2100 Beschäftigte. Vorstandsvorsitzende ist Sylvie Ouziel.
Die Allianz hat in Deutschland bereits 2012 die private Allianz-Cloud eingeführt. Jetzt folgt die globale Ebene. Daneben könnte der Schritt auch Einsparungen bringen. Branchenkenner gehen davon aus, dass Outsourcing den entsprechenden Kostenblock um 20 Prozent senken kann. Arbeitsplätze sollen nicht wegfallen, sagte John. Betroffene Mitarbeiter würden mit bestehenden Verträgen und allen Rechten zu dem Dienstleister oder in mögliche Gemeinschaftsunternehmen wechseln. „In Deutschland geht es um rund 250 Mitarbeiter.“ Die Zahl der weltweit betroffenen Angestellten wollte er nicht nennen. Die gesamte Aktion soll höchstens 20 Prozent der EDV-Mitarbeiter erfassen.
Der neue Partner soll für die Allianz alle Rechenzentren betreiben und die Konsolidierung in die fünf bis sieben Zentren organisieren. Selbst betreiben würde die Allianz weiter das „Device Management“ – weltweit müssen Laptops, Computer, Smartphones und ihre Verbindung zu dem Netz organisiert werden. Auch das Identitäts- und Zugangsmanagement bliebe im Haus, es regelt den sicheren Zugang zu den Daten. Den Betrieb von wichtigen Altsystemen behält die Allianz ebenfalls im Haus.
CSC sitzt in Falls Church im US-Bundesstaat Virginia. Das Unternehmen erzielte 2012 mit 87.000 Mitarbeitern 16 Mrd. Dollar (12 Mrd. Euro) Umsatz. Davon stammt ein Drittel aus Geschäft mit der US-Regierung und anderen Behörden in Nordamerika.
Auch der Allianz-Rivale Zurich arbeitet seit 2004 mit CSC zusammen und hat 2012 den Vertrag um sieben Jahre verlängert.
Herbert Fromme
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