Die Versicherer antworten auf die Kritik der Industrie an zu geringen Deckungssummen bei den neuen Cyber-Policen. Es ist kein Problem auf deutlich höhere Summen zu kommen, sagen AGCS, Zurich und Hiscox.
Ausreichend hohe Deckungssummen für die Absicherung von Cyberrisiken zu bekommen ist kein Problem für Unternehmen, beteuerten prominente Versicherer auf dem Industrieversicherungskongress des Deutschen Versicherungs-Schutzverbands. „Es gibt Programme, die deutlich über 100 Mio. Euro Deckung liefern“, sagte Christopher Lohmann, neuer Deutschland-Chef des Industrieversicherers Allianz Global Corporate & Specialty. Trotz unterschiedlicher Bedingungen gebe es ein Grundverständnis im Markt, dass es möglich mache, die Kapazitäten mehreren Versicherer zu bündeln.
Damit antwortet Lohmann auf einen der Hauptkritikpunkte der Industrie an den neuen Policen. Risikomanager befürchten, dass es schwer wird, die Kapazitäten verschiedener Versicherer zusammenzufassen, wie es in anderen Bereichen üblich ist, weil die Bedingungen der Versicherer noch zu unterschiedlich seien.
In den vergangenen Wochen hatten Allianz, Zurich und HDI-Gerling nacheinander neue Policen gegen Cyber-Risiken auf den Markt gebracht. Solche Verträge standen zwar lange auf den Wunschzetteln der Risikomanager, sie beklagen aber, dass die Deckungssummen zu niedrig seien. Die Allianz bietet maximal 50 Mio. Euro, Zurich und HDI-Gerling 25 Mio. Euro. „Das ist natürlich nicht wirklich viel, wenn man sich das Exposure bei großen Unternehmen anguckt“, sagte Christiaan Zevenbergen, Mitglied der Zentralen Geschäftleitung beim Makler Marsh.
„Die IT-Abteilung wird immer sagen, es ist zu teuer“
Christiaan Zevenbergen, Marsh
Die Assekuranz sieht darin aber kein Hindernis. „Mitversicherung ist kein Problem, das machen wir“, sagt Stephan Kohlhaas von der Zurich-Gruppe. AGCS ist dazu auch bereit, so Deutschland-Chef Lohmann. Allerdings nicht uneingeschränkt – dabei gehe es aber weniger um die Bedingungen als um die Risikoeinschätzung.
Auch Jens Krickhahn von Hiscox Europe sieht auf Seiten der Versicherer kein Problem, hohe Deckungssummen bereitstellen. „Es gibt schon Versicherer, die auf Basis unserer Bedingungen Kapazität zur Verfügung stellen“, sagte er. „Es gibt kein Problem, mit unserem Konzept auf 100 Mio. Euro oder darüber hinaus heranzukommen.“ Die Frage sei nur, ob Unternehmen das überhaupt kaufen wollen.
Kritiker monieren, die Prämien für die neuen Policen seien zu hoch. Doch dieses Urteil sei zu früh, sagt Makler Zevenbergen. „Solange man die Exposures nicht kennt, ist das schwer zu sagen“, sagt er. „Die IT-Abteilung wird immer sagen, es ist zu teuer.“
Bislang nehmen Cyberpolicen in der Beratungspraxis des DVS noch keinen hohen Stellenwert ein, sagte DVS-Syndikus Georg Klinkhammer. „Das wird sich aber wahrscheinlich bald ändern.“ Er rät Unternehmen, auf jeden Fall zunächst den bestehenden Versicherungsschutz zu überprüfen. Manche Haftpflichtverträge beinhalten nämlich Internetzusatzdeckungen, auch neuere Vertrauensschadenversicherungen enthalten häufig Elemente, die bei Cyberpolicen zu finden ist. Dann können sie entscheiden, ob sie bestehenden Schutz aufstocken oder zusätzliche Deckung kaufen wollen, so Klinkhammer.
Patrick Hagen
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