Lieferkettenunterbrechungen stellen Unternehmen und Versicherer vor Herausforderungen. Die Firmen finden nur schwer adäquaten Versicherungsschutz, die Versicherer wollen mehr Informationen, als viele Kunden herausrücken wollen.
Unterbrechungen der Lieferkette sind alltäglich und haben meist keine größeren Folgen für das betroffene Unternehmen. Laut der jährlichen Umfrage des Business Continuity Institutes hatten nur sechs Prozent der Unterbrechungen in 2012 einen Schaden in mindestens zweistelliger Millionenhöhe zur Folge. Sich für diese Fälle abzusichern, ist für Unternehmen dennoch nicht leicht. Die Versicherer fordern immer mehr Transparenz über eine immer komplexer werdende Lieferkette.
Die Industrie fürchtet, dass die Versicherer riesige Datenmengen verlangen könnten. Die Assekuranz versucht zu beruhigen. „Uns geht es gar nicht darum, jedes Detail der Lieferkette zu kennen, sondern das System zu verstehen“, sagte Jürgen Wiemann, Leiter Property Underwriting Deutschland bei der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS), auf einem Forum des DVS Symposiums in München. Auch das Krisenmanagement der Unternehmen sei entscheidend. „Kunden kommen mit solchen Krisen sehr unterschiedlich zurecht. Und diese qualitative Komponente interessiert uns, die halten wir für wesentlich.“
Die normale Deckung, die nur bei vorhergehendem Sachschaden greift, ist laut Wiemann noch immer aktuell und relevant. Daneben habe die Assekuranz aber aus den Schadenereignissen gelernt und ihre Deckungen entsprechend erweitert, etwa um Aspekte wie politische Ereignisse, Unterbrechung der Energieversorgung oder Streiks und ihre Auswirkungen.
Auch bei klassischen Schadenereignissen wie Überschwemmungen gebe es Erweiterungen – bei AGCS etwa durch die Aufnahme eines Umkreises von 15 Kilometer um Produktionsstätten. Damit ist nicht nur die Betriebsunterbrechung durch Überschwemmung der Fabrik versichert, sondern die Deckung umfasst auch die Auswirkungen durch die Blockade eines wichtigen Transportweges in der Umgebung, selbst wenn die Stätte selbst nicht von der Flut betroffen ist.
Es könne aber passieren, dass bei bei neuen Anfragen zu geographischen „Hot Spots“ keine Deckungen mehr zur Verfügung stehen, um Kumulrisiken für den Versicherer zu vermeiden, räumte Wiemann ein.
Sabine Segor von Hugo Boss ermunterte Unternehmen und ihre Risikomanager, mit der Analyse der Lieferketten einfach zu beginnen, und zwar mit „Mut zur Lücke“. Dies sei besser, als nichts zu tun. Häufig gebe es an unterschiedlichen Positionen der Firma bereits etliche Informationen zu den Lieferanten, es bedürfe jedoch einer Stelle, die diese Informationen zusammenführt.
Katrin Berkenkopf
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo