Überraschung bei den Rückversicherungsmaklern: Anders als erwartet kauft nicht Willis Re den Konkurrenten Towers Watson Re, sondern der deutlich kleinere Rivale Jardine Lloyd Thompson.
Das börsennotierte britische Makler- und Beratungsunternehmen Jardine Lloyd Thompson (JLT) hat den Rückversicherungsmakler des US-Unternehmens Towers Watson für 250 Mio. Dollar ( 185 Mio. Euro) übernommen.
JLT wird den eigenen Rückversicherungsmakler JLT Re mit Towers Watson Re zusammenlegen. Die vorläufig als JLT Towers Re – ein neuer Name soll noch gefunden werden – agierende Firma sieht sich mit 266 Mio. Dollar Provisions- und Honorarumsatz als viertgrößter Marktteilnehmer hinter Aon Benfield und der Marsh-Tochter Guy Carpenter. Davon stammen knapp 100 Mio. Dollar von der übernehmenden Firma, Towers Watson Re war mit 166 Mio. Dollar deutlich größer.
Marktführer Aon Benfield kommt auf 1,5 Mrd. Dollar Umsatz, der Marktzweite Guy Carpenter auf mehr als 1 Mrd. Dollar.
Die neue Firma beschäftigt 700 Mitarbeiter in 17 Ländern. JLT ist bislang in Deutschland nicht präsent, wohl aber Towers Watson Re. Das Unternehmen nahm 2012 den Geschäftsbetrieb in München unter der Leitung von Herbert Sedlmair auf, der vorher bei der Bayerischen Rück, der Allianz und Guy Carpenter gearbeitet hatte.
Der Deal überrascht die Branche – beim Rückversicherungstreffen Anfang September in Monte Carlo war die Führung des Marktdritten Willis Re noch fest davon ausgegangen, dass man selbst Towers Watson Re kaufen werde.
Die Vermittlung von Rückversicherung ist ein wachsendes Geschäftsfeld. Jahrelang gewachsene direkte Rückversicherungsbeziehungen zwischen Unternehmen lösen sich immer mehr auf, stattdessen kaufen Erstversicherer auch opportunistisch ein – erst recht bei Spezialrisiken, die sie oft nur bei wenigen internationalen Anbietern unterbringen können. Dazu kommt das starke Wachstum der Versicherungsverbriefungen – auch für dieses komplexe Feld brauchen die Gesellschaften Beratung.
Spannend wird sein, ob JLT Towers Watson sich gegen Abwerbeversuche der Marktführer bei wichtigen Experten wehren kann. Gerade Mitarbeiter mit Spezialwissen können sich in der jetzigen Situation gut vermarkten.
Ross Howard, der zurzeit an der Spitze von Towers Watson Re steht, wird “Executive Chairman” des neuen Unternehmens, also etwas operativer arbeiten als ein reiner Aufsichtsratsvorsitzender. Chef von JLT Towers Watson Re wird aber Alastair Speare-Cole, der heute an der Spitze von JLT Re steht.
Herbert Fromme
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