Die klassische Lebensversicherung ist mitnichten ein Auslaufmodell. Bei den Kunden steht sie immer noch hoch im Kurs. Es wird weiterhin Garantieprodukte geben, auch wenn sie nur noch bei einem Teil besonders finanzstarker Lebensversicherer im Angebot sein werden.
Mehrere Entwicklungen scheinen darauf hinzudeuten, dass den klassischen Garantieprodukten in der Lebensversicherung kein langes Leben mehr beschert ist: der Rückzug einiger Anbieter aus diesem Geschäftsfeld, die Ankündigung neuer Lebensversicherungstarife, aktuell zum Teil stagnierende beziehungsweise rückläufige Absatzzahlen im Lebensversicherungsmarkt und – alles überschattend – die Niedrigzinsphase, die den Lebensversicherern zu schaffen macht, vor allem weil sie nach Meinung der Europäischen Zentralbank keine vorübergehende Erscheinung ist.
Aber gibt es nicht noch andere Tatsachen? Die klassische Lebensversicherung ist mitnichten ein Auslaufmodell, sondern durchaus vital, auch wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Moment schwierig sind.
Bei der Diskussion über die Zukunft dieser Produkte ist die eigentliche Frage, was unsere Kunden benötigen oder bevorzugen – danach müssen wir als Versicherer unsere Angebotsstrategie ausrichten. Die Risiko- und Erwartungsprofile der Menschen sind breit gestreut. Es zeichnet sich ab, dass nicht nur bei der älteren Generation, sondern auch bei jüngeren Menschen, die jetzt in das Berufsleben einsteigen, der Wunsch nach Sicherheit – natürlich in unterschiedlichen Abstufungen – ausgeprägt ist.
Dem eher sicherheitsorientierten Menschen kommt die klassische Lebensversicherung mit ihren umfangreichen Garantien und dem Ansatz kollektiven Sparens weiterhin entgegen. Bei diesem Produkt wissen die Kunden bereits bei Vertragsabschluss, wie hoch ihre Altersversorgung in 30 oder 40 Jahren mindestens sein wird. Es bietet darüber hinaus die Sicherheit, die Rentenzahlungen aus klassischen Produkten lebenslänglich zu erhalten – in einer immer älter werdenden Gesellschaft ein unschlagbarer Vorteil, auch im Vergleich zu Sparplänen anderer Finanzdienstleister.
Ein Mix aus klassischen und fondsgebundenen Produkten gibt unseren Kunden mit stärkerem Kapitalmarktverständnis verschiedene Bausteine zur Altersversorgung an die Hand. Ein Merkmal ist die volle Flexibilität bei der Kapitalanlage mit der Chance auf eine höhere Rendite.
Die Weiterentwicklung von klassischen Garantieprodukten steht im Fokus
Jedes Produkt unterliegt auch Veränderungen. Deshalb beschäftigen auch wir uns gegenwärtig mit der Weiterentwicklung von klassischen Garantieprodukten und stehen hierbei in engem Kontakt mit unseren Vermittlern. Bei allen Produktentwicklungen ist für uns entscheidend, dass das Ergebnis einen spürbaren Kundenvorteil bereithält.
Beobachter fragen, ob sich die Lebensversicherer künftig Garantieprodukte überhaupt noch leisten können. Wenn wir Langlebigkeits- und Zinsgarantien übernehmen, so sprechen wir hier über Größenordnungen, die tatsächlich eine sehr starke Finanzkraft voraussetzen. Insbesondere bei Versicherern mit hohem Eigenkapital beziehungsweise hohen Eigenmitteln sind die Voraussetzungen dafür ideal.
Wenn dauerhaft eine risikoorientierte Kapitalanlagepolitik betrieben wird, die sich ausschließlich an den langfristigen Interessen der Kunden orientiert, bin ich der festen Überzeugung, dass es Garantieprodukte der Lebensversicherer weiterhin geben wird. Allerdings werden diese Garantieprodukte dann nur noch bei einem Teil der besonders finanzstarken Lebensversicherer im Angebot sein.
Walter Botermann ist Vorstandsvorsitzender des Alte Leipziger-Hallesche Konzerns
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