Mondzinsen: Die Hoffnung stirbt zuletzt

 Meinung am Mittwoch:  Die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa nimmt für die Berechnung der Rückstellungen für besonders lang laufende Versicherungsverträge unter den neuen Eigenkapitalregeln Solvency II einen unrealistisch hohen Zinssatz von 4,2 Prozent an. Die internationalen Versicherungsaufseher vom IAIS und der europäische Systemrisikorat ESRB halten diesen Zinssatz für zu hoch. Trotzdem will Eiopa vor Ende 2016 nicht an der Annahme rütteln. Die Aufseher setzen auf das Prinzip Hoffnung.

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1 Antwort »

  1. Sven Giegold nimmt in seinem Kommentar die Festlegung der UFR auf 4,2 Prozent unter Beschuss: EIOPA nehme einen „Mondzinssatz von 4,2 Prozent bei Laufzeiten über 20 Jahren im Euroraum an“. Er fordert statt dessen eine sofortige Reduzierung der UFR, z. B. auf 3,5 %.
    Richtig ist aber: EIOPA nimmt keinen Zins von 4,2 Prozent bei Laufzeiten über 20 Jahren an. Die UFR ist eine Referenzgröße zur Ermittlung der risikofreien Zinskurve unter Solvency II, die nicht einmal nach 100 Jahren erreicht wird. Am 30. September 2015 lag der Null-Kupon-Euro-Zinsswapsatz mit einer Laufzeit von 20 Jahren bei 1,542 %. Nach den Vorgaben von EIOPA hätte sich am 30. September 2015 bei einer UFR von 4,2 % für eine Laufzeit von 21 Jahren für die Solvency-II-Berechnungen ein Zins von 1,469 % ergeben, bei einer UFR von 3,5 von 1,464 % und bei einer UFR von 3,0 ein Zins von 1,461 %. EIOPA legt „Mondzinsen“ zu Grunde? Selbst nach 50 Jahren erreicht der für Solvency-Zwecke zugrunde zu legende Zins keine 3 Prozent.
    Für die in der Realität vorkommenden Laufzeiten von Lebensversicherungsverträgen ist also die Frage, ob die UFR bei 4,2 oder 3,5 oder 3,0 Prozent liegt, relativ unbedeutend. Viel entscheidender und wirklich eine Diskussion wert ist die Frage, welche Laufzeit der richtige Aufsetzpunkt für den Beginn der Annäherung an die UFR ist. Die Zugrundelegung des aktuellen Marktzinses zur Bewertung der versicherungstechnischen Aktiva und Passiva kann nach den Prinzipien der Marktkonsistenz nur in „deep, liquid and transparent markets“ erfolgen. Als tief, liquide und transparent kann man aber den Markt der Papiere mit 20-jähriger Laufzeit nun wirklich nicht mehr bezeichnen. Um Inkonsistenzen zu vermeiden, wäre ein Aufsetzpunkt von 15 Jahren eher angemessen.
    Was lernen wir daraus? Zum einen, dass EIOPA doch nicht ganz so weit von dieser Welt entrückt ist, wie Giegolds Artikel uns glauben lässt. Und zum anderen, dass Solvency II offensichtlich so kompliziert ist, dass selbst anerkannte Finanzexperten des Parlamentes, das diese Regelungen beschlossen hat, manchmal den Überblick verlieren.

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