Exklusiv Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute vertritt die Interessen der Vermittler gegenüber anderen Verbänden und der Politik. Im Interview mit dem Versicherungsmonitor spricht Präsident Michael Heinz über Ausreißer bei den Vermittlerprovisionen, einen möglichen Provisionsdeckel und die Überschattung der Branchenthemen durch Pandemie und Ukraine.
Herr Heinz, wo erwische ich Sie?
Michael Heinz: Ich bin gerade auf dem Weg in unser Verbandsbüro in Berlin.
Was passiert denn gerade im politischen Berlin? Stimmt der Eindruck, dass alles von Pandemie und Ukraine überschattet wird?
Ja sicher, es passiert nichts. Ich war gerade bei einer Konferenz in Köln zusammen mit Herrn Schwark vom GDV auf der Bühne.
Dem Geschäftsführer für Lebensversicherung des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft.
Und wir waren beide der Meinung: Da passiert nichts!
Also keine Entwicklungen bei für Sie wichtigen Themen?
Das Einzige, was für uns interessant ist, ist der verkappte Provisionsdeckel mit dem Provisionsrichtwert der BaFin. Die Vergütung ist ja unser ganz zentrales Thema.
Was ist denn jetzt der Unterschied zwischen dem Provisionsrichtwert und dem Provisionsdeckel?
(Lacht) Das müssen Sie die BaFin fragen. Sie hat ja eine Befragung von Versicherern zu den Provisionen gemacht, und da gibt es wohl ganz erhebliche Ausreißer.
Ist das auch Ihre Erfahrung, dass es solche Ausreißer gibt es im Markt?
Ja, die gibt es.
Wie sollte man aus Ihrer Sicht denn damit umgehen? Sie sind ja gegen einen Provisionsdeckel oder einen Provisionsrichtwert?
Das Problem ist: Die Politik nimmt das nicht differenziert wahr. Für den Versicherungsvertreter sind überhöhte Provisionen kein Thema, der hat ja seinen Agenturvertrag.
Aber dann könnte es Ihnen doch eigentlich egal sein, wenn es einen Deckel gibt?
Ich sage manchmal, dass wir beim Provisionsdeckel für andere kämpfen.
Sie meinen die Finanzvertriebe?
Kein Kommentar.
Ab Juli greift der Deckel für Restschuldversicherungen. Wird eine Provisionsbegrenzung für Lebensversicherungen damit wahrscheinlicher?
Nein, das sehe ich nicht. Aber das Ergebnis der erwähnten Befragung durch die BaFin scheint nicht so zu sein, wie ich mir das wünschen würde.
Wie geht es denn Ihren Mitgliedern? Ist Corona abgehakt?
Nun ja, abgehakt ist es nicht. Aber es geht besser, weil man sich wieder persönlich treffen kann. Dem ein oder anderen hat die Pandemie vielleicht ganz gutgetan, weil er sich digitaler aufgestellt hat. Aber die Versicherungsvermittlung bleibt ein Face to Face-Geschäft.
Wie bewerten Sie eigentlich die Expertise im neuen Bundestag, was die Versicherungsbranche betrifft?
Wir haben 38 Prozent neue Bundestagsabgeordnete. Das heißt, diese 38 Prozent kennen uns nicht. Wir haben gerade damit angefangen, aufzulisten, wer in welchen Ausschüssen sitzt. Das ist alles im Schwange.
Aber über die Mitglieder des Finanzausschusses werden Sie sich schon einen Überblick verschaffte haben, oder?
Wir wissen, wer da sitzt, aber es ist schwierig, einen Termin zu finden. Wir fangen bei der Interessenvertretung als Verband neu an, also nicht bei null, aber ziemlich weit vorn.
Was ist Ihre Botschaft an die Politik?
Die Politik muss ein bisschen langsamer machen mit der Regulierung der Versicherungsvermittlung und erkennen, dass sie es mit professionellen Berufsbildern zu tun hat. Der BVK setzt sich seit langem für eine qualitativ hochwertige Beratung ein, solche Dinge sollten dem Gesetzgeber zu Bewusstsein kommen. Es ist ja bekannt, dass es nur sehr wenig Beschwerden über Vermittler gibt.
Allerdings hat der Ombudsmann zuletzt einen starken Anstieg der Beschwerden gemeldet, unter anderem durch eine misslungene Umdeckung von Verträgen.
Das ist ein Einzelfall, zu dem es in jedem beliebigen Bereich kommen kann. Das muss ich nicht kommentieren.
Interview: Jonas Tauber
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