Viele Versicherer haben keine Strategie

Vorstandsumfrage zeigt erstaunliche Defizite.

Von Ilse Schlingensiepen, Düsseldorf

Jeder dritte deutsche Lebensversicherer hat keine Strategie – und er weiß es auch. Gefragt, wo sie die wesentlichen Hindernisse in der Vorbereitung auf unternehmerische Herausforderungen sehen, nannten 38 Prozent der Vorstandsvorsitzenden deutscher Lebensversicherungen mangelnde Klarheit über ihre Geschäftsstrategie. Im europäischen Durchschnitt waren es nur 15 Prozent, die keine eigene Strategie haben.

An der umfangreichen Befragung des auf Finanzdienstleister spezialisierten Beratungsunternehmens Tillinghast-Towers Perrin beteiligten sich 160 Vorstandsvorsitzende aus 25 Ländern. Die 20 Lebensversicherer in Deutschland repräsentieren 30 Prozent des Marktes, sagt Mathias Ackermand von Tillinghast-Towers Perrin. Ihre Aussagen seien größtenteils auch auf andere Versicherungszweige übertragbar, glaubt er.

Die Auswertung der Umfrage ist anonym. Nach Angaben von Ackermand bestehen besonders bei Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit und kleineren Gesellschaften Unklarheiten über die Strategie. Probleme sehen die Versicherungsmanager darüber hinaus in der Integration von Unternehmensprozessen und -systemen, in technologischen Barrieren und Strukturen. Als zentrale Herausforderungen für die Zukunft nannten sie die Verbesserung der Vertriebseffizienz, das Informations- und Technologiemanagement sowie die Produktentwicklung.

Für bedenklich hält Ackermand die Einstellung der Unternehmensleiter zu ihren Mitarbeitern: Nur fünf Prozent sehen hier eine wichtige Herausforderung. Keiner begreift Investitionen in Mitarbeiter als Mittel zur Verbesserung der Wettbewerbsposition. Hier rangiert der Ausbau des Kundenservices und der Kundenbindung ganz oben. „Das steht bei den Unternehmen seit Jahren auf der Liste, ohne dass etwas passiert“, kommentiert Ackermand.

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