Entlassung von Vorstand Holzwarth geplant. Von Herbert Fromme, Köln
„Die Alte Leipziger hat Tritt gefasst und die Talsohle durchschritten“ Alte-Leipziger-Vorstand Holzwarth im Juli 2000
Die Versicherungsgruppe Alte Leipziger (AL) in Oberursel kommt nicht zur Ruhe. Morgen tagen die Aufsichtsräte mehrerer Konzerngesellschaften auf Sondersitzungen. Die Gremien wurden von ihrem Vorsitzenden Paul Wolf einberufen. Nach Informationen der Financial Times Deutschland steht die Entlassung von Axel Holzwarth, Vorstandsmitglied der Alten Leipziger Lebensversicherung und bis November ihr Sprecher, auf der Tagesordnung. Wahrscheinlicher Nachfolger in dieser Funktion ist Hermann Gühring, heute schon Sprecher des Gruppenmitglieds Hallesche-Nationale Krankenversicherung in Stuttgart. Gühring wäre damit auch Chef des gesamten Konzerns. Diese Position ist seit der Entlassung des damaligen Konzernchefs Hanns-Jürgen Weigel durch Wolf im Oktober 1998 nicht besetzt. Der Konzern wollte nicht Stellung nehmen.Mit 5,11 Mrd. DM Umsatz ist die Alte Leipziger eine mittelgroße Versicherungsgruppe. Sie wird von zwei Versicherungsvereinen geführt, der Alten Leipziger Leben und der Halleschen-Nationalen Krankenversicherung. Unter dem heftigen Druck der großen Konkurrenten hatte die Alte Leipziger in den 90er Jahr für Jahr Marktanteile in den Kerngeschäftsfeldern verloren, zum Beispiel in der betrieblichen Altersversorgung.Doch auch die Entlassung Weigels, der nicht mehr das Vertrauen der Mehrheit seiner Vorstandskollegen hatte, brachte keine Kehrtwende. Mehrere Vorstände mussten gehen, Fusionsverhandlungen mit mindestens zwei Gruppen – Parion und HDI-endeten ohne Ergebnisse. Um Mittel für die Rückgewinnung von Marktanteilen im Kerngeschäft Leben zu gewinnen, verkaufte die AL ihre Töchter in Osteuropa und ihre Rückversicherung an die Münchener Rück.Der erfahrende Versicherungsmathematiker Holzwarth, den Wolf selbst Anfang 1998 zur AL holte, geriet mit ihm über eine Personalie aneinander. Wolf wollte Heiner Feldhaus, Vorstand bei der Concordia in Hannover, zum AL-Konzernchef machen und ihm gleichzeitig die Führung der operativen Gesellschaften anvertrauen. Lebens-Chef Holzwarth und Kranken-Chef Gühring wären dann nicht mehr Sprecher ihrer jeweiligen Vorstände gewesen. Holzwarth habe sich dagegen ausgesprochen und für eine interne Besetzung des Postens plädiert, hieß es in Unternehmenskreisen. Er selbst habe mit 60 wohl keine Ambitionen mehr gehabt. Feldhaus hat mittlerweile abgesagt – aber Holzwarth zog sich mit seinem Widerspruch den Zorn des Aufsichtsratschefs zu. Wolf forderte ihn zum Rücktritt auf. Holzwarth weigerte sich, die AL sei durch seine Anstrengungen auf dem richtigen Weg. Im November 2000 wurde Holzwarths Bestellung zum Vorstandssprecher der Alten Leipziger Lebensversicherung nicht verlängert – die seines Kollegen Gühring bei der Krankenversicherung dagegen wohl. Holzwarth blieb bis jetzt einfacher Vorstand.
Quelle: Financial Times Deutschland
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