Allianz-Autoversicherungen bald per Internet

Deutschlands führender Versicherer gibt Zurückhaltung auf – Vertreter werden eingebunden. Von Herbert Fromme, München

Die Allianz-Gruppe, mit 18 Prozent Marktanteil Deutschlands größter Versicherer, wird noch in diesem Jahr Kunden den Direktabschluss von Autoversicherungen per Internet ermöglichen. Das sagt Reiner Hagemann, Chef der Allianz Versicherung und Mitglied des Holding-Vorstands, in einem Gespräch mit der Financial Times Deutschland.

Erfahrungen sammelt die Gruppe zurzeit mit zwei Produkten, die online gekauft werden können: einer Kombipolice für junge Leute mit dem Namen „go future“ und einer Risiko-Lebensversicherung. Für beide Produkte macht sie keine Werbung, die Abschlusszahlen liegen „unter 100“, sagt EDV-Chef Friedrich Wöbking.

Die Entscheidung des Münchner Managements bedeutet eine vollständige Kehrtwende. Bisher bietet der Marktführer mit Rücksicht auf die Vertreter keinen Direktabschluss an. Sogar die Preisberechnung im Internet ist erst seit Dezember möglich.

Autopolicen, die über das Netz verkauft werden, machen in Deutschland schätzungsweise nur ein Prozent des 40 Mrd. DM großen Marktes aus. In den vergangenen Monaten hat der Marktzweite HUK-Coburg mit einem aggressiven Internet-Auftritt den Druck auf die Allianz erhöht. Wenn sie jetzt den Direktabschluss ermöglicht, muss der Rest des Marktes folgen.

„Dieser Schritt ist sorgfältig mit unseren Vertretern abgesprochen“, betont Hagemann. Der Kunde werde die Wahl haben, ob er von einem bestimmten Vertreter angesprochen wird, einen Vertreter suchen oder direkt abschließen will. Einen Internet-Rabatt gibt die Allianz nicht. „Wenn der Deckungsumfang derselbe ist, ist auch der Preis identisch“, sagt Hagemann.

Provisionen für Direktpolicen zahlt der Konzern nicht. Sollte ein Vertreter aber später zufällig ein Geschäft mit einem Online-Kunden machen, kann er die Web-Police in seinen Bestand übernehmen.

Hagemann glaubt nicht, dass Internet-Abschlüsse mehr als zehn Prozent des Geschäfts ausmachen werden – und selbst das erst in einigen Jahren. „Das wirklich Wichtige am Internet ist die Vorinformation. Dann entscheidet der Kunde über den Vertriebsweg. Die meisten werden auch künftig Beratung brauchen.“ Deshalb weite die Allianz ihr Vertreternetz aus.

Die eigenen Vertreter werden eng in den Internet-Auftritt eingebunden. 780 von rund 12000 haben schon eine eigene Homepage. Seit einem Jahr bietet der Konzern diesen Service, der einmalig 50 DM kostet. Hagemanns Zielvorgabe: Mehr als 90 Prozent der Vertreter sollen im Web vertreten sein.

Wöbking bestätigt der FTD, dass sein Unternehmen außerdem an einer neuen Finanzoberfläche arbeitet. Damit sollen Kunden Anlage-und Bankgeschäfte über die Allianz-Vermögensbank online abwickeln können. Die Gruppe testet zurzeit den Allianz Online-Service (www . aos.de), mit dem Kunden Fonds und Lebenspolicen kaufen, pflegen und verwalten können. Dieser Online-Auftritt wird eng mit der Tätigkeit der rund 2000 Finanzplaner verbunden, die die Allianz einstellen will.

Allianz vertreibt ihre Produkte auf vielen Kanälen – das Internet ist nur Ergänzung

Vertreter

Reiner Hagemann, Chef der Allianz Sachgruppe (Foto), sieht auch künftig die Vertreter als Hauptvertriebsschiene.

Internet

Das Internet hat seine Hauptrolle bei der Vorinformation, glaubt Hagemann. Trotzdem bietet die Gruppe als Ergänzung künftig auch den Direktabschluss per Web.

Bankfiliale

Daneben setzt die Allianz auf eigene Vermögensberater und den Bankvertrieb. Verhandlungen mit der Deutschen Bank über die Bank 24 laufen weiter.

Quelle: Financial Times Deutschland

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