Marktorientiertes Modell soll bislang geplantes Versicherungsprodukt ergänzen. Von Herbert Fromme, Berlin
Die Allianz-Gruppe, Deutschlands größter Versicherer, tritt für die Einführung eines zweiten Typs von Pensionsfonds ein. Er soll den jetzt von der Regierung geplanten Pensionsfonds nach Versicherungsart ergänzen. Das Regierungsmodell ist von den Banken wegen der vorgesehenen engen Regeln heftig kritisiert worden, während der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft ihn ausdrücklich lobte. In ihrer Doppelrolle als Versicherer und Asset Manager scheint die Allianz jetzt einen Kompromiss zu suchen.
Im Gegensatz zu dem Modell aus dem Hause Riester soll der neue, ergänzende Pensionsfonds weder eine lebenslange Rente noch den Erhalt des Kapitals garantieren müssen. „Ein solcher marktorientierter Pensionsfonds wäre das ideale Vehikel für die volle Nutzung der Renditepotenziale der Kapitalmärkte, besonders der Aktienmärkte“, sagte Joachim Faber, Mitglied des Konzernvorstands mit Zuständigkeit für die Kapitalanlagen und das Fondsgeschäft.
Faber, ursprünglich ein Banker, lobte pflichtgemäß den Berliner Gesetzentwurf. Die betriebliche Altersvorsorge werde wieder wettbewerbsfähiger, denn das Modell sehe Flexibilität bei den Zusagen durch den Arbeitgeber vor, verbunden mit nachgelagerter Besteuerung – also Steuerzahlung bei der Auszahlung bei steuerlich geförderter Einzahlung – und liberaleren Vorschriften bei der Kapitalanlage, sagte er. „Es bestehen gute Aussichten, dass Pensionsfonds die Stagnation in der betrieblichen Altersvorsorge aufbrechen und zu einer Renaissance des deutschen Pensionsmarktes zu Gunsten betrieblicher Lösungen führen könnten.“
Wirklich glücklich mit der gefundenen Detaillösung scheint Faber dennoch nicht zu sein. „Die Regierung ist allerdings einen Schritt zu kurz gesprungen, denn die geplanten Pensionsfonds werden weitgehend wie Versicherungen behandelt“, sagte er.
Die heftige Kritik am Versicherungsprinzip – wie von den Banken geäußert – findet der Allianz-Manager aber trotzdem unberechtigt. „Viele Arbeitnehmer und Unternehmen werden es vorziehen, analog zur privaten Vorsorge den Ansparvorgang in der betrieblichen Altersversorgung durch Versicherungskomponenten zu ergänzen.“
Nur fordern die Allianz Asset Manager außerdem Pensionsfonds, die den Namen tatsächlich verdienen. Faber hat genaue Vorstellungen, wie ein solcher Pensionsfonds aussehen sollte: Die Arbeitgeber können entweder einen bestimmten Beitrag zusagen (defined contributions) oder eine bestimmte Leistung (defined benefit). Die Fonds sollen „größtmögliche Freiheit bei der Kapitalanlage“ haben, die Rentenansprüche müssten beim Wechsel des Arbeitgebers mitgenommen werden können.
Auch dieser Typ Pensionsfonds soll in den Genuss der nachgelagerten Besteuerung kommen: Damit würden die Einzahlungen bis zu den Obergrenzen der Riester-Reform durch Steuerfreiheit gefördert.
Das mit dem neuen Typ verbundene höhere Anlagerisiko sei gewollt. „Der Markt zahlt für die Übernahme von Risiken mehr Rendite“, sagte Faber. Durch den Ansparprozess von 20 bis 30 Jahren komme der mit höheren Renditen verbundene Zinseszinseffekt voll zum Tragen, während gerade bei professionellem Asset Management das Risiko eines erheblichen oder vollständigen Verlusts der Altersersparnisse minimal werde.
Faber verwies auf die USA. Dort können Bürger 12000$ aus steuerbefreitem Einkommen anlegen. „Das entspricht 25000DM und damit dem sechsfachen Betrag der deutschen Förderung ab 2008“, sagte Faber. Ab dann sollen mehr als 4000 DM aus dem Bruttolohn steuerlich gefördert angelegt werden können.
Der Bezug auf die USA kommt nicht zufällig: Mit ihrer Tochter Pimco ist die Allianz ein wichtiger Asset Manager für betriebliche Versorgungsmodelle in den USA. Insgesamt verwaltete der Konzern im dritten Quartal 2000 bereits 264 Mrd.Efür institutionelle Kunden. „Auch vor dem Hintergrund der jetzigen Gesetzeslage ist die Allianz für den aufblühenden deutschen Pensionsfondsmarkt gut gerüstet“, sagte Faber.
Dresdner Bank
Gegen Honorar wird die Betriebsrente optimiert
*Stefanie Burgmaier*
Die Dresdner Bank überträgt das Modell der Honorarberatung auf einen Teil des Firmenkundengeschäfts. Die neu gegründete Pension and Compensation Consulting (PCC) berät Unternehmen gegen einen festen Satz bei der optimalen Gestaltung der Betriebsrente.“Wir wollen einen fairen und offenen Wettbewerb erreichen“, sagt PCC-Geschäftsführer Ulrich Tigges. Deshalb werden nicht nur Altersvorsorgeprodukte der Dresdner Bank verkauft, sondern auch Lösungen anderer Finanzinstitute angeboten. Auch Dresdner-Bank-Großaktionär Allianz soll zu den Präsentationen eingeladen werden.
Die Deutsche Bank hatte vor kurzem im Geschäft mit vermögenden Privatkunden als erstes deutsches Institut eine Beratung gegen Honorar eingeführt. Diese Idee übernimmt die Dresdner nun.
Nach einer Umfrage der Dresdner Bank sind mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen bereit, für die Beratung in Sachen Betriebsrente ein Honorar zu zahlen. Nicht einmal 20 Prozent stehen einem festen Satz abwehrend gegenüber.
Für die maßgeschneiderte Altersvorsorge hat Tigges rund 3000 bis 4000 Unternehmen als Zielgruppe ausgemacht. Weiteren 100000 Betrieben will die PCC standardisierte Produkte anbieten.
Schon in den ersten Monaten ihrer Tätigkeit hat die Gesellschaft eine Hand voll Mandate gewonnen. In einem Jahr sollen zwischen 75 und 120 Beratungsaufträge akquiriert werden. Das Honorar pro Auftrag dürfte zwischen 5000 und 150000 DM schwanken. Damit will Tigges bereits 2003 erstmals schwarze Zahlen schreiben. PCC will von der Rentenreform, die am Freitag im Bundestag verabschiedet werden soll, profitieren. „Wenn die Eckpunkte endlich feststehen, können wir innerhalb weniger Wochen entsprechende Produkte anbieten“, meint Tigges. Der Banker hofft auf einige Änderungen in den bisherigen Entwürfen.
„Bei den Pensionsfonds müssen Banken und Versicherungen die gleichen Voraussetzungen haben“, fordert Tigges. In der ersten Halbzeit seien die Versicherungen eins zu null in Führung gegangen.
„Es ist eine typisch deutsche Lösung, Pensionsfonds unter die Versicherungsaufsicht zu stellen“, schimpft sein Geschäftsführer-Kollege Horst Ludwig.
Tigges und Ludwig hoffen, dass der deutsche Sonderweg spätestens durch eine europaweite Richtlinie gekippt wird. Nur dann haben sie eine Chance gegen die Versicherungen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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