Versicherungen finanzieren Provisionen vor. Von Herbert Fromme, Hannover
FTD/Andreas Varnhorn „Der Markt Riester-Rente wird nur einmalverteilt – jetzt“ Carsten Maschmeyer Die deutsche Versicherungswirtschaft ist bereit, für die Einführung der Riester-Rente schon jetzt tief in die Taschen zu greifen. Vertriebsorganisationen wie der AWD profitieren davon. „Die Versicherer bieten uns die volle Vorfinanzierung an“, sagt AWD-Vorstandschef Carsten Maschmeyer.
Die staatlich geförderten Beiträge zu Lebensversicherungen und anderen Sparformen für das Alter bauen sich ab 2001 langsam mit kleinen Beträgen auf und erreichen erst 2008 die volle Höhe. Der AWD bekommt trotzdem schon Provisionen für die erst ab 2008 erreichte volle Beitragszahlung. Auch die Provisionssätze von rund fünf Prozent der Versicherungssumme bei Abschluss und zwei Prozent pro Jahr bleiben unverändert hoch. „Wir haben dabei die Auswahl aus den verschiedenen Produkten der Versicherer“, sagte Maschmeyer. „Die wissen, dass dieser Markt nur einmal verteilt wird.“ Dasgeschehe in der zweiten Jahreshälfte 2001.
Der AWD, der 2000 an die Börse ging, steigerte in dem Jahr die Umsätze aus Provisionszahlungen um 23 Prozent auf 655 Mio. DM. Die Gruppe erhöhte die Zahl der Verkäufer um 28 Prozent auf 2572. Dasgeschah zum Teil durch die Übernahme kleinerer Vertriebsorganisationen, für die nach Branchenschätzungen zwischen 100 und 150 Mio.DM ausgegeben wurden. Lebensversicherungen – einschließlich fondsgebundener Produkte – hätten nur noch einen Anteil von rund 48Prozent am Umsatz, sagte Maschmeyer. Im Jahr 1999 waren es noch 53 Prozent. Verkaufsschlager waren im Jahr 2000 Investmentfonds.
Das operative Ergebnis vor Steuern gab Finanzchef Ralf Brammer mit 85 Mio. DM an, eine Steigerung um 79 Prozent. Allerdings kostete der Börsengang das Unternehmen rund 70 Mio. DM, vor allem Bankenprovisionen und Marketingaufwendungen.
Der Börsengang hat dem AWD rund 1 Mrd. DM in die Kassen gespült. Bis 2010 will die Gruppe ihren Marktanteil – den sie für 2000 mit 2,5 Prozent angibt – auf zehn Prozent vervierfachen, auch durch weitere Zukäufe. In den nächsten drei Jahren will Maschmeyer jährlich um mehr als 20 Prozent zulegen.
Wenn kein großes Übernahmeziel gefunden werde, sei auch der Kauf kleinerer Firmen möglich. Alternativ will Maschmeyer in Italien, Spanien oder der Schweiz kaufen.
Bei den branchenüblichen 400000DM bis 500000 DM, die pro übernommenem Verkäufer gezahlt werden, könnte der AWD mit den vom Börsengang übrig gebliebenen 900 Mio. DM in Deutschland Vertriebe mit 1800 bis 2200 Verkäufern erwerben. Außerdem gebe es ausreichend Finanzierungsmöglichkeiten.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo