Swiss Re beendet Sonderweg für Tochter Bayerische Rück

Münchner Unternehmen wird eingemeindet. Von Herbert Fromme, Köln

Swiss-Re-Chef Walter Kielholz FTD/Reuters/Peter Lauth Der Rückversicherungskonzern Swiss Re beendet eine 90-jährige Tradition: Die Tochter Bayerische Rückversicherung in München, die 1911 gegründet wurde, wird mit der Europaabteilung des Mutterkonzerns zusammengeführt. Jahrelang hatte Stefan Lippe, Chef des Münchener Unternehmens, den Wert der Zwei-Marken-Strategie für den Swiss-Re-Konzern betont. Jetzt gilt ein anderer Grundsatz: Die Kosten sollen gedrückt und Synergien genutzt werden.

„Unsere Markenstrategie wird durch die Konzentration aller Anstrengungen und Mittel auf eine Marke stark verbessert“, sagte Konzernchef Walter Kielholz. Er schob noch eine Herausforderung an den Marktführer Münchener Rück nach: „Wir schaffen den neuen europäischen Marktführer in der Rückversicherung.“

Die Rückversicherer machen seit Jahren in ihrem Kerngeschäft operative Verluste – sie geben mehr für Schadenzahlungen an die Erstversicherer und für Kosten aus, als sie an Prämieneinnahmen bekommen. Kapitalerträge aus den gut angelegten Schadenreserven füllen diese Lücke underlauben einen ordentlichen Gewinn. Aber Kielholz will den negativen Trend stoppen. Er erwartet starken Druck auf die Margen durch den Fortschritt des Internets in der Versicherungsbranche.

Neben der Kostensenkung, der die Eigenständigkeit der Bayerischen Rück zum Opfer fiel, soll der Ertrag durch Preiserhöhungen verbessert werden. In den Vertragsverhandlungen mit den Erstversicherern für das Jahr 2001 habe die Swiss Re erfolgreich bessere Konditionen durchgesetzt, sagte Kielholz. „Geschäftsbeziehungen, die die Renditeziele nicht erfüllten, wurden entweder neu definiert, reduziert oder aufgegeben.“ Die Swiss Re habe das Kapital, das sie zur Risikoübernahme von Katastrophenrisiken zur Verfügung stellt, um zehn Prozent reduziert. Die höheren Preise glichen den Volumenverlust durch aufgegebene Geschäftsbeziehungen aus. Durch die erfolgreiche Erneuerungsrunde und die Kostensenkungen sei das Ziel einer kombinierten Schaden-Kosten-Quote von 107Prozent der Beitragseinnahmen für 2001 in Reichweite.

Die Eingemeindung der Bayerischen Rück ist Teil einer globalen Umorganisierung des Konzerns. Er hat künftig drei Bereiche: Lebens-Rückversicherung, Nichtlebens-Rückversicherung und Finanzrückversicherung. Lippe von der Bayerischen Rück wird Chef des Bereichs Nichtleben. Michael Liès ist Chef der Europa-Abteilung, Anton Wittl wird Vorstandsvorsitzender der Swiss Re Germany.

Kielholz nannte noch keine detaillierten Zahlen für 2000, erklärte aber, der Gewinn nach Steuern sei um mehr als 20 Prozent gestiegen. Gleichzeitig gab er eine Änderung des Rechnungslegungsstandards bekannt: Künftig soll nach Swiss GAAP abgerechnet werden, vergleichbar den US-GAAP (Generally Accepted Accounting Principles). Nach Swiss GAAP erzielte das Unternehmen 1999 einen Nettogewinn von 2,46Mrd. Franken, nach alter Rechnungslegung waren es 3,90 Mrd. Franken.

Quelle: Financial Times Deutschland

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