Gescheiterte Gespräche mit DnV aus Norwegen. Von Herbert Fromme, Hamburg
Die Klassifizierungsgesellschaft Germanischer Lloyd AG (GL) sucht weiter einen internationalen Partner, nachdem die Gespräche mit Det norske Veritas (DnV) im November gescheitert waren. „Wir brauchen jetzt erst einmal etwas Ruhe, auch für die Beschäftigten“, sagte Vorstandsmitglied Hans Payer. „Aber die Tür zu weiteren Gesprächen ist nicht zugeschlagen.“
Der Germanische Lloyd ist vor allem als eine Art Schiffs-TÜV tätig: Mehr als 130 Mio.Edes Gruppenumsatzes von 165 Mio.Eim Jahr 2000 (plus 15 Prozent)stammen aus der technischen Überprüfung und Zertifizierung von Seeschiffen. Für eine mittelgroße Klassifizierungsgesellschaft wie den GL wird es schwieriger, allein gegen die Giganten American Bureau of Shipping, Lloyd’s Register oder DnV zu bestehen: Die Reeder erwarten eine weltweite Präsenz und guten, kostengünstigen Service. Gleichzeitig wird der Druck der Öffentlichkeit stärker, die Schiffe genau zu prüfen und Sicherheitsmängel aufzudecken.
Dennoch ließ der GL die Gespräche mit DnV scheitern. „Deren Management bestand auf Kooperation in so vielen Feldern, dass sie uns bei dem gegebenen Größenverhältnis von 80 zu 20 glatt erdrückt hätten“, sagte Payer – auf Deutsch: DnV wollte die Übernahme, GL zog es vor, selbstständig zu bleiben.
Das GL-Management ist sich aber bewusst, dass es mittelfristig einen Partner braucht. „Ideal passen würde eine Gesellschaft, die sich auf einen anderen Schiffstyp als wir spezialisiert und eine ähnlich hohe Sicherheitsphilosophie hat wie wir“, sagte Payer. Der GL habe sich eine führende Rolle bei der Klassifizierung von Containerschiffen erarbeitet.
Zunächst will der GL allein wachsen. Das Krisenjahr 1999 hatte zu einem Verlust von 9 Mio.Egeführt, die Belegschaft wurde um rund 100 Mitarbeiter reduziert. Jetzt hat die Gruppe 1694 Mitarbeiter, davon 40 Prozent im Ausland, und sucht dringend Nachwuchs: Schifffahrt und Schiffbau boomen.
Im Jahr 2000 wurde auch wieder ein Gewinn erwirtschaftet. Ob er groß genug sein wird, den Verlust von 1999 zu decken, konnte Finanzchef Rainer Schöndube noch nicht sagen. Für die jetzt anstehenden Wachstumsmaßnahmen sei der GL jedenfalls auch finanziell gerüstet, das hätten die Aktionäre zugesagt. Der GL gehört Reedern, Versicherungen, Banken, Werften und Zulieferern; Aufsichtsratsvorsitzender ist Alfred Goßner von der Allianz.
Quelle: Financial Times Deutschland
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