Marktführer Ruhrgas holt sich Heidelberg zurück.
Der US-Energieriese Enron hat die Stadtwerke Heidelberg als Kunden verloren. Das städtische Unternehmen entschied sich, ab Oktober bei Ruhrgas und Wingas einzukaufen. „Solange der Wettbewerb noch nicht richtig losgeht, wollen wir lieber mitden Marktführern zusammenarbeiten“, sagte Stadtwerke-Vorstand Heike Kuntz der FTD. Der deutsche Gasmarkt war jahrzehntelang von regionalen Monopolen bestimmt. Erst seit August 2000 ist er offiziell liberalisiert. Den Lieferanten zu wechseln bleibt für Stadtwerke oder industrielle Kunden aber noch schwierig. Das Kartellamt musste im letzten Jahr Ruhrgas, Gasversorgung Süddeutschland (GVS) und MVV Mannheim zwingen, ihre Pipelines zu öffnen, damit Enron als Zweitlieferant Gas nach Heidelberg pumpen konnte.Wegen der unübersichtlichen Marktlage hatten die Stadtwerke, die jahrzehntelang allein vom Regionalversorger MVV beliefert worden waren, den neuen Vertrag mit Enron nur über ein Jahr abgeschlossen. Durch günstigere Preise habe man den Gaspreis in dieser Zeit nicht so stark anheben müssen wie andere Stadtwerke, erklärte Kuntz. Doch jetzt haben die Heidelberger dem Newcomer den Rücken gekehrt und sind zu offenbar noch besseren Bedingungen zu deutschen Lieferanten zurückgekehrt. „Wir haben einen guten Preis bekommen“, so Kuntz.Die Essener Ruhrgas, die künftig 70 Prozent der jährlich benötigten zwei Milliarden Kilowattstunden liefert, übergeht zum ersten Mal die traditionelle Lieferkette. Pikanterweise ist sie an den ehemaligen (Vor-)Lieferanten GVS und MVV beteiligt. „Heidelberg ist ein Sonderfall. Die Stadtwerke sind an uns herangetreten, und wir wollten diese Menge nicht verlieren“, rechtfertigte ein Ruhrgas-Sprecher den Tabubruch. Der neue Vertrag wurde zwar zur Abwicklung an MVV weitergereicht, den erzwungenen Preisnachlass wird aber zum größten Teil die Ruhrgas tragen, so der Sprecher.“Wir wissen auch nicht, was der Gasmarkt bringen wird, aber wir wollen den Wettbewerb nutzen, wo es möglich ist“, sagte Stadtwerke-Vorstand Kuntz. Die deutsche Enron-Tochter Enron Energie in Frankfurt wollte sich nicht äußern.
Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
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