Reederei Hamburg Süd boomt bei Containerfahrten. Von Herbert Fromme, Hamburg
Hamburg Süd, mit 110 Schiffen eine der größten Reedereien in Deutschland, hat nach Verlusten 1998 und 1999 nun im Jahr 2000 einen „zweistelligen Millionengewinn“ eingefahren. Das berichteten Vorstandsmitglieder. Die genaue Summe wollten Unternehmenschef Klaus Meves und seine Vorstandskollegen aber nicht nennen. Hamburg Süd gehört zur öffentlichkeitsscheuen Oetker Gruppe in Bielefeld.
Das Unternehmen ist vor allem in der weltweiten Containerfahrt in Nord-Süd-Richtung tätig, vor allem von Europa oder Nordamerika nach Südamerika oder Australien. Die Krise in Brasilien und anderen lateinamerikanischen Märkten im Jahr 1999 wirkte sich katastrophal auf Exporte und Importe aus, und damit auch auf die Reedereien. „Jetzt haben wir die Wende geschafft“, sagte Meves.
Krise geschickt genutzt Der Hamburger Konzern hatte die Krise geschickt genutzt: Die Eigner des US-Unternehmens Crowley American Transport hatten keine Lust mehr auf die verlustbringenden Routen nach Südamerika und verkaufte sie Anfang 2000 an Hamburg Süd. Schon vorher hatte Meves die brasilianischen Reedereien Alianca und Transroll übernommen. Jetzt ist die Hamburger Reederei Marktführer im Containerverkehr zwischen der Ostküste Nordamerikas und Südamerika und konnte die Preise kräftig anheben.
Entsprechend positiv entwickelte sich das Geschäft. Der Umsatz legte um 69 Prozent von 2,4 Mrd. DM auf 4,2 Mrd. DM zu. Beim Beförderungsvolumen schaffte Hamburg Süd ein Wachstum von 47 Prozent – statt 517000 teu (Standard-Containereinheiten) wurden im vergangenen Jahr satte 760000 befördert. Rund 15 Prozent des Wachstums stammten aus der bestehenden Organisation, der Rest aus den Zukäufen, sagte Vorstand Ottmar Gast.
Für das laufende Jahr peilt Gruppenchef Meves ein Wachstum von fünf bis sechs Prozent auf etwa 810000 teu und eine Steigerung des Gewinns an. Dafür sollen in der Gruppe Synergiemöglichkeiten und Produktivitätsverbesserungen umgesetzt werden.
Sechs neue Containerschiffe Mit sechs großen neuen Containerschiffen, gebaut von Samsung in Korea und in diesen Monaten in Dienst gestellt, will Meves seine Marktführerschaft auf den Kernrouten untermauern. Pläne für weitere sechs Schiffe liegen aber erst einmal auf Eis. Die starke Nachfrage nach Containerschiffen hat die Preise in die Höhe getrieben, außerdem haben die Werften kaum Kapazitäten.
Meves gibt sich optimistisch. „Ernsthaft stören könnte uns ein Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten in den USA, das würde einen Rückgang der Transportaktivitäten bedeuten“, sagte er über die Risiken dieses Jahres.
Auch die Politik hat einen direkten Einfluss auf das Geschäft. Das spürt die Reederei zurzeit bei den Fleischtransporten aus Südamerika per Kühlcontainer und Kühlschiff. Die EU habe den Import argentinischen Rindfleisches wegen des Verdachts auf Maul-und Klauenseuche zunächst bis Anfang April verboten. „Schon jetzt haben Importeure Schwierigkeiten, ihre Container nach Ankunft in den Häfen loszueisen“, sagte Meves. Drei Schiffe, die auch argentinisches Fleisch an Bord haben, laufen noch auf Europa zu. Wirtschaftliche Einbußen für Hamburg Süd erwartet Meves aber nicht. „Die geringeren Transporte an Rindfleisch werden aufgewogen durch mehr Hühnerfleisch aus Brasilien.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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