Claus-Michael Dill ist vorsichtig. Zum möglichen Ergebnis 2001 will sich der Chef der Axa-Colonia-Gruppe nicht äußern. Nach dem Gewinnsprung im Jahr 2000 ist das verständlich – selbst eine Wiederholung des Ergebnisses 2000 dürfte nicht leicht sein, um so weniger eine Steigerung. Nach Steuern hatte die Gruppe 401 Mio. DM verdient, ein Anstieg von 32 Prozent gegenüber den 303 Mio. DM des Vorjahres.
Die Aktionäre – zu 91 Prozent die Axa in Paris, der Rest ist in Streubesitz – können sich außerdem über eine gewaltige Sonderausschüttung freuen. Gewinnrücklagen, die aus mit 45 Prozent versteuertem Gewinn gebildet wurden, hat der Konzern aufgelöst. Den Aktionären wird die stolze Summe von 910 Mio. DM ausgezahlt – eine Dividende von 2,30 DM (für die Vorzugsaktien 2,40 DM), und einen Bonus von 26,82 DM pro Aktie. 1999 waren es nur 202 Mio. DM gewesen.
Dill begründet die Ausschüttung mit der Notwendigkeit, das Eigenkapital der zu gut ausgestatteten deutschen Konzerntochter zu reduzieren. „Wir betreiben innerhalb der Axa-Gruppe eine zentrale Eigenkapital-Allokation“, sagte Dill. Sonst sei die Gruppe nicht in der Lage, als weltweiter Konzern zu operieren.
Dill sieht die Axa Colonia, die ab Herbst nur noch als Axa firmieren wird, auf dem richtigen Weg. Die strategische Neuausrichtung werde zügig umgesetzt. Eine neue Konzernstruktur steht seit April. Die von Dill betriebene Aufspaltung des Produktangebots in verschiedene Preissegmente hat der Konzern in der Autoversicherung begonnen. Die billigere „Eco-Linie“ steht, die in Ergänzung zu dem Standardprodukt über die Tochtergesellschaft „die Alternative“ angeboten wird. Im Industriegeschäft werden die 174 Großkunden, die zusammen jährlich rund 500 Mio. DM zumeist verlustbringenden Umsatz liefern, künftig von der Axa Corporate Solutions betreut, die direkt bei der Axa-Zentrale angesiedelt ist.
Auch die Bündelung der E-Business-Aktivitäten im Axa-Finanzportal sei gut vorangekommen, sagte Dill. Die zugekaufte Axa Bank, früher die Frankfurter Bodenkreditbank, sei eine „Kernkomponente“ der Axa-Strategie im Bereich Vorsorge. Sie dient als Plattform für bankverbundene Produkte. Da die Bank kein Filialnetz hat, ist sie als Verkaufsinstrument aber untauglich. Gespräche mit der Deutschen Bank über eine Kooperation in diesem Feld fänden weiter statt, sagte Dill. Einzelheiten wollte er nicht nennen.
Dill drückt auf das Tempo beim Umbau – die Zeit drängt. Die Axa Colonia hat ihre Wachstumsschwäche bisher nicht überwunden. Im Jahr 2000 legte sie zwar um 8,1 Prozent auf 13,1 Mrd. DM Konzerneinnahmen zu. Doch das war ausschließlich auf die erstmalige Vollkonsolidierung der Albingia-Gruppe zurückzuführen. Ohne diesen Effekt konnte der Konzern nur um 0,4 Prozent wachsen, deutlich unter dem Marktschnitt von 2,2 Prozent.
Auch mit dem Ergebnis in der Schaden-und Unfallversicherung kann Dill nicht zufrieden sein. Das technische Ergebnis verschlechterte sich von 344 Mio. auf 802 Mio. DM Verlust, weil das Unternehmen für Schäden und Risiken aus den Vorjahren nachreservieren musste, zum Beispiel in der Haftpflichtversicherung. Es bedurfte einer Entnahme von immerhin 421 Mio. DM aus der Schwankungsrückstellung (nach 18 Mio. DM im Vorjahr) und höherer Kapitalerträge, damit auch dieser Kernbereich einen positiven Ergebnisbeitrag von 633 Mio. DM vor Steuern, nach 817 Mio. DM, leisten konnte.
In der Lebensversicherung stellt sich die Frage, ob die Axa Colonia ohne kräftigen Bankvertrieb von der Riester-Rente so profitieren kann, wie sie möchte. Vorstandsmitglied Wolfram Nolte hat fünf Riester-fähige Produkte auf Lager, aber wie bringt er sie an den Mann? Ein Hinweis könnte die Wahl von AWD-Chef Carsten Maschmeyer in den Aufsichtsrat der Axa Colonia Leben geben. Der AWD als eingespielter Vertrieb könnte der Axa nutzen. Man sei froh, Maschmeyer gewonnen zu haben, sagte Dill. Ob daraus eine über die bisherige Zusammenarbeit hinausgehende Kooperation werde, müsse die Zeit zeigen.
www.ftd.de/axa .
Quelle: Financial Times Deutschland
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