Mit eigenen Containerzügen will der international agierende Containerterminalbetreiber Eurogate seine italienischen Häfen mit Firmen in Süddeutschland und Südosteuropa verbinden. „Mit unserem Hannibal-Projekt gehen wir über die Alpen“, sagte Thomas Eckelmann, einer der beiden gleichberechtigten Chefs des Unternehmens. Erst dann kann Eurogate den Vorteil seiner europaweiten Präsenz ausspielen. Vor allem eilige Ladung, die aus Asien per Schiff nach Europa kommt, soll schon am Mittelmeer ausgeladen und mit den Eurogate-Zügen in wenigen Stunden nach München oder Wien gehen – statt auf dem Seeweg inmehreren Tagen nach Bremerhaven oder Hamburg und von dort weiter.
Eurogate ist mit privaten Zugsystemen bereits erfolgreich und fährt regelmäßig zwischen dendeutschen Nordseehäfen, München, Nürnberg, Stuttgart und Ungarn.
Das Management des im Jahr 1999 gegründeten Gemeinschaftsunternehmens von Eurokai in Hamburg und der Bremer Lagerhausgesellschaft (BLG) sieht in der internationalen Präsenz und in der Vernetzung seiner Standorte den Schlüssel zu ihrem Erfolg.
Im Jahr 2004 will Eurogate mit 40 Prozent des Kapitals an die Börse. „Nur so können wir die nötigeweitere Expansion finanzieren“, sagte Eckelmann.
Niederlage in Antwerpen Zurzeit betreibt das Unternehmen Containerterminals in Hamburg und Bremerhaven, in den italienischen Häfen Goia Tauro und La Spezia und in Lissabon. Für das kroatische Rijeka sind bereits Verträge unterzeichnet, für Livorno und Malta interessieren sich Eckelmann und sein Kollege Emmanual Schiffer. Außerdem soll ein Hafen im östlichen Mittelmeer hinzukommen, möglicherweise Damietta in Ägypten.
In Nordeuropa ist die Gruppe weiter auf der Suche nach einem Terminal in den Benelux-Ländern – trotz der herben Niederlage, die sie sich gerade in Antwerpen zugezogen hat. Dort standen 70 Prozent des größten Containerbetriebs Hesse-Noord-Natie zum Verkauf. Bis 445 Mio. DM bot Eurogate mit. Der Mehrheitsanteil wurde schließlich im April 2001 von der Port of Singapore Authority (PSA), der Hafenbehörde von Singapur, für 860 Mio. DM gekauft. „Das ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht ein weit überhöhter Preis, den europäische Terminalbetreiber nicht erwirtschaften können“, sagte Eckelmann. Die PSA mache in einem Jahr 1,5 Mrd. DM Gewinn. „Wir kommen auf 42 Mio. DM.“ Für sein Unternehmen bieten sich Alternativen in Amsterdam und Vlissingen.
Hafen Wilhelmshaven bauen Druck macht die Gruppe in Sachen Wilhelmshaven. Hier soll nach einer Vereinbarung der Länder Bremen, Hamburg und Niedersachen ein neuer Tiefwasserhafen gebaut werden. „Der ist unbedingt notwendig, selbst bei einer weiteren Vertiefung von Elbe und Weser können die ganz großen Schiffe bald nicht mehr ohne Hilfe der Flut nach Bremerhaven oder Hamburg“, sagte Schiffer. Er forderte die Länder auf, schnellstens die vorgesehene Projektgesellschaft ins Leben zu rufen, um das Planfeststellungsverfahren zu beginnen. Die Transportwirtschaft wolle, wie vorgesehen, auch die Infrastruktur „weitgehend“ privat finanzieren. Das könnten zwischen 51 und 99Prozent der geschätzten 350 Mio. DM sein, sagte Schiffer.
Für 2001 erwartet Eckelmann schwächeres Wachstum. In 2000 legte der Umschlag um 21 Prozent auf 7,7 Millionen Standardcontainer (teu) zu, dieses Jahr werden es nur rund vier Prozent auf acht Millionen teu sein. In Hamburg und Bremerhaven sollen es zwar neun beziehungsweise zehn Prozent Zuwachs sein, aber der Weggang der Großreederei Evergreen von Goia Tauro führt zu Stagnation in Italien. Beim Umsatz werde man ebenfalls leicht wachsen. In 2000 hatte Eurogate 640 Mio. DM erreicht, plus 3,8 Prozent. Der Jahresüberschuss legte um 4,4 Prozent auf 42 Mio. DM zu und werde 2001 weiter steigen, sagte Eckelmann.
Quelle: Financial Times Deutschland
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