Eine Verzehnfachung des Volumens von Katastrophenbonds innerhalb von zehn Jahren erwartet die Rückversicherung Swiss Re, von jetzt 1 Mrd. $ jährlich auf 10 Mrd. $ in 2010. Hauptgrund ist die Verhärtung der Rückversicherungsmärkte, heißt es in einer Sigma-Studie der Swiss Re.
Katastrophenbonds oder kurz Cat Bonds gibt es seit den 80er Jahren. Wenn in Japan die Erde bebt, könnte das für Disneyland Tokio einen erheblichen Umsatzeinbruch bedeuten. Dagegen hat sich das Unternehmen mit einer Anleihe abgesichert. Je nach Schwere des Bebens und des Ortes, an dem das Epizentrum festgestellt wird, erhält der Disneyland-Betreiber Oriental Land bis zu 200 Mio. $. Die Anleihe wurde im Kapitalmarkt platziert, weil Oriental Land Schwierigkeiten hatte, das Risiko zu versichern.
Die Anleger erhalten einen Zins über Marktniveau. Kommt es aber zum definierten Schaden, gibt es keinen oder einen sehr viel niedrigeren Zins. In vielen Modellen kann er auch sein Geld ganz verlieren.
Viele Versicherungen und Rückversicherungen haben Verbriefungen zwar schon ausprobiert, aber sie lieben sie nicht besonders. „Wir brauchen einen dicken Ordner mit Verträgen, wo bei einer normalen Rückversicherung ein knapper Standardvertrag für dasselbe Risiko gereicht hätte“, kritisierte ein Vorstandsmitglied der Münchener Rück die komplizierten Transaktionen. Außerdem seien die Gebühren der beteiligten Banken „exorbitant“.
Die Risk Manager und Versicherungseinkäufer großer Unternehmen haben dagegen mehr übrig für Verbriefungen. Sie schätzen vor allem die klare Schadensdefinition: Bei Sturm mit der festgelegten Windstärke, erhoben durch den Wetterdienst, fließt das Geld. Es gibt kein Gezerre mit dem Versicherer.
Dennoch kam es in den letzten Jahren zu vergleichsweise wenig Transaktionen. Seit 1996 sind solche Kapitalmarktinstrumente im Wert von 12,6 Mrd. $ ausgegeben worden. Der Hauptgrund waren die niedrigen Preise für traditionellen Versicherungsschutz – Verbriefungen haben sich schlicht nicht gelohnt.
Das ändert sich gerade. „Entscheidend für den Erfolg von Kapitalmarktlösungen sind Rückversicherungspreise, die den Investoren eine angemessene Rendite versprechen“, glaubt die Swiss Re. „Der Wiederanstieg der Rückversicherungsprämien, der 2001 eingesetzt hat, lässt daher auf eineerneute Zunahme der Emissionen hoffen.“
Die Swiss Re selbst ist im Feld alternativer Risikofinanzierungen mit ihrer Tochter Swiss Re New Markets erfolgreich tätig. Konzernchef Walter Kielholz hält die neuen Finanzierungsformen für ein äußerst wichtiges Wachstumssegment.
Bisher entfällt knapp die Hälfte der Verbriefungstransaktionen auf Katastrophenbonds. Das könne sich sehr bald ändern, glauben die Experten aus Zürich. Die Vorfinanzierung von Lebensversicherungsverkaufskosten, zurzeit in Deutschland wegen der Riester-Rente ein heißes Thema, und die Rückversicherung von Autoversicherungsverträgen können ebenfalls ein wichtiges Feld für Verbriefungen werden.
Quelle: Financial Times Deutschland
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