Stefan Lippe muss in diesen Tagen viel Überzeugungsarbeit leisten. Der Noch-Vorstandschef der Bayerischen Rückversicherung und Spitzenmanager der Swiss Re in Zürich soll Kunden, Mitarbeitern und Journalisten erklären, warum die Swiss Re ihre erfolgreiche Münchner Tochter eingliedert und ab 1. Juli die 90 Jahre alte Marke trotz ihres sehr guten Klanges vom Markt nimmt. Die Bayerische Rück heißt dann Swiss Re Germany AG.
Das Unternehmen wird künftig für die gesamten Konzernaktivitäten in der Nichtleben-Rückversicherung in Deutschland, Österreich, den nordischen Ländern und Osteuropa zuständig sein. Gleichzeitig überlässt es das eigene Geschäft außerhalb dieses Gebietes der Mutter. „Wirgeben etwa 450 Mio. Euro ab undbekommen dieselbe Summe dazu“, sagt Lippe.
Er begründet die Umorganisierung mit Kosten-und Strategiegründen. Je nach Markt gebe es eine Überlappung von Swiss Re und Bayerischer Rück bei 50 bis 75 Prozent der Kunden. Da könne die Vereinheitlichung zu erheblichen Kosteneinsparungen führen. Allein in München sollen mittelfristig rund 100 der 650 Stellen wegfallen. Genaue Zahlen zum Kosteneinsparungspotenzial will er nicht nennen.
Lippe wiederholt, dass die Bayerische Rück bei Kostensätzen und Ertrag immer besser als der Marktschnitt gewesen sei. Sie war – ohne dass Lippe dies ausdrücklich sagte – auch meistens besser als die Mutter. „Wir waren zu erfolgreich“, sagt ein Manager hinter vorgehaltener Hand. „Die Maßnahme dient im Wesentlichen der Sanierung der Swiss Re.“
Aus rein Münchner Perspektive sei die Entscheidung vielleicht schwer verständlich, aus Konzernsicht mache sie Sinn, sagt Lippe dagegen. Neu aufgestellt könne der Konzern den gerade beginnenden Aufschwung im Welt-Rückversicherungsmarkt am besten nutzen. Auch Hauptkonkurrent Münchener Rück und andere Marktteilnehmer befänden sich zurzeit in der Umorganisierung.
Die neue Swiss Re Germany werde im Volumen mindestens die 1,42 Mrd. Euro (plus 10,1 Prozent) erreichen, die von der Bayerischen Rück in 2000 weltweit erzielt wurden. In Deutschland sieht sich der Konzern mit rund 1 Mrd. Euro (davon bisher die Bayerische Rück rund 600 Mio. Euro und Swiss Re Zürich 400 Mio. Euro ) an zweiter Stelle hinter der Münchener Rück. Diese Position wolle man halten.
Die erwartete Marktverbesserung wirkte sich in den Zahlen für 2000 noch nicht aus. Im Gegenteil: Das operative Rückversicherungsgeschäft verschlechterte sich, die sogenannte Schaden-/Kostenquote (Combined Ratio) stieg von 105 auf 107 Prozent. Investitionserträge brachten nicht im nötigen Maße Ausgleich. Die Bayerische Rück verbuchte einen Verlust vor Steuern von 22 Mio. Euro, nach einem Gewinn von 16 Mio. Euro im Vorjahr. Das Unternehmen konnte aber einen positiven Steuerertrag von 81 Mio. Euro darstellen, weil latente Steuern (also Rückstellungen für künftige Steuerzahlungen) durch Abschreibungen und die Senkung des Körperschaftsteuersatzes von 40 auf 25 Prozent aufgelöst werden konnten. Deshalb kommt ein Nachsteuergewinn von 59 Mio. Euro zustande, der per Gewinnabführung voll an die Mutter geht. Für 1999 hatte die Bayerische Rück einen Verlust nach Steuern von 26 Mio. Euro gemeldet.
Quelle: Financial Times Deutschland
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