Gespräche zwischen Münster und Düsseldorf scheitern an der Standortfrage-Gegenseitige Schuldzuweisungen. Von Ilse Schlingensiepen, Düsseldorf
Die Fusion der beiden öffentlichen Versicherer Provinzial Rheinprovinz und Westfälische Provinzial liegt erst einmal auf Eis. Bernd Michaels, Vorstandsvorsitzender der Provinzial Rheinprovinz, macht die Westfalen für das Scheitern der Verhandlungen verantwortlich. Gespräche zwischen den Eigentümern der beiden Gruppen seien nur dann sinnvoll, wenn es keine Vorbedingungen gebe und alle Fragen offen diskutiert werden könnten. „Derartige Vorbedingungen von der westfälischen Seite, insbesondere in der Standortfrage, machen es zurzeit jedoch schwer, wenn nicht unmöglich, diese Gespräche mit Aussicht auf einen kurzfristigen Erfolg fortzusetzen“, kritisierte Michaels. Strittig war, ob die zukünftige fusionierte Gesellschaft ihren Sitz in Düsseldorf oder Münster haben wird.
Man habe lediglich klare Positionen bezogen, etwa dass der Firmensitz nicht automatisch im Rheinland liegen müsse, sagte dagegen Frank Tafertshofer, Sprecher des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe, einem der Eigentümer der Westfälischen Provinzial. „Für die Wahl des Firmensitzes spielen andere Kriterien, wie zum Beispiel der Wert eines Unternehmens, eine Rolle.“ Die Eigentümer halten offensichtlich die Westfälische Provinzial für höher bewertet.
Michaels war sichtlich enttäuscht über den Ausgang der Verhandlungen. Er hält die Fusion nach wie vor für sinnvoll. „Persönlich bin ich überzeugt, dass die Zusammenführung langfristig eine richtige und auch notwendige Entscheidung ist, die die Position beider Unternehmen in einem immer schwierigeren und sich verändernden Markt nicht nur sichern, sondern deutlich verbessern würde.“ Die Provinzial Rheinprovinz habe jetzt eine finanzielle Überkreuzbeteiligung der beiden Gruppen ins Gespräch gebracht. „Dieser Vorschlag ist auf westfälischer Seite jedoch bisher noch nicht positiv aufgenommen worden.“
Ebenso wie die Westfälische Provinzial arbeiten die Düsseldorfer zurzeit an einer Änderung ihrer Rechtsform. Sie sei notwendig, um Steuernachteile gegenüber Aktiengesellschaften auszugleichen, sagte er. Möglichst schon ab Anfang 2002 soll eine öffentlich-rechtliche Holding an der Spitze der Gruppe stehen, mit einer Lebens-und einer Kompositversicherungs-AG als Töchtern.
Die Provinzial Rheinprovinz erzielte in 2000 Beitragseinnahmen von 3,6 Mrd.DM, 2,1 Prozent mehr als 1999.
Quelle: Financial Times Deutschland
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