Gruppensolidarität gegen Allianz und Münchener Rück eingefordert-Kravag-Integration hilft dem Wachstum. Von Herbert Fromme, Wiesbaden
R+V-Chef Jürgen Förterer will die Raiffeisen-und Volksbanken zu mehr Gruppensolidarität bewegen. Aus eigenem Interesse sollen sie weniger Geschäft an die Konkurrenz geben. In Bayern ist die Allianz seit den 30er Jahren mit Genossenschaftsbanken gut im Geschäft. In Baden-Württemberg verkauft die Karlsruher Gruppe, eine Tochter der Münchener Rück, seit Jahrzehnten erfolgreich über die Schalter der dortigen Raiffeisen-und Volksbanken.
„Wir könnten als R+V rund 1,5 Mrd. bis 2 Mrd. DM Umsatz hinzugewinnen, wenn dieses Geschäft zu uns käme“, sagte Förterer. Das wäre ein ordentlicher Wachstumsschub: Die R+V-Versicherungsgruppe (die Abkürzung steht für Raiffeisen und Volksbanken) erzielte 2000 insgesamt 12,2 Mrd. DM Umsatz, ein Plus von 8,2 Prozent. Bereinigt um den Sondereffekt aus der Übernahme des Geschäfts der Kravag-Gruppe waren es nur 1,6 Prozent.
Anordnungen können die Wiesbadener den Bankgenossen natürlich nicht erteilen. „Die einzelnen Bankvorstände sind frei in der Wahl ihrer Partner“, sagte Förterer. Doch begännen die Banken langsam zu begreifen, dass sich das Umfeld geändert habe. Allianz und Karlsruher wollten erklärtermaßen Gesamtkundenbeziehungen aufbauen. „Das ist eine Bedrohung des Kundenstamms der Banken“, sagte Förterer. Die Übernahme der Dresdner Bank durch die Allianz mache das mehr als deutlich.
Für die R+V-Gruppe ist der Bankvertrieb essentiell. Mehr als 60 Prozent des Schaden-und Unfallgeschäfts und mehr als 80 Prozent der Lebensversicherungen werden über die Banken verkauft. Von der Fusion der DG Bank mit der GZ-Bank erhofft sich die R+V eine noch engere Verzahnung des Sektors. Die DG Bank hält heute 50 Prozent, die GZ-Bank 28 Prozent, der Rest liegt bei einzelnen genossenschaftlichen Banken. Künftig wird die R+V in der Bilanz der fusionierten DZ Bank konsolidiert, sie hält 78 Prozent.
Im ersten Halbjahr legte die Gruppe um 3,7 Prozent zu. Die schwachen 1,6 Prozent des Jahres 2000 waren im wesentlichen ein Ergebnis der Rekordzahlen in 1999 sowie der Zurückhaltung der Lebensversicherungskunden im zweiten Halbjahr, sagte Förterer. Vor allem wegen steuerlicher Sonderfaktoren stieg der Gewinn nach Steuern von 99 Mio. DM auf 124 Mio. DM. Vor Steuern musste die Gruppe einen Gewinnrückgang von 323 Mio. DM auf 207 Mio. DM hinnehmen.
Bei der Riester-Rente sieht die R+V große Chancen gerade in der betrieblichen Altersvorsorge. Gemeinsam mit der Fondsgesellschaft Union Invest, die ebenfalls Teil des Verbunds ist, gründet die R+V eine Pensionsfonds-AG, die mehrheitlich dem Versicherer gehört.
Quelle: Financial Times Deutschland
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