Die Versicherungsbranche will weiter für eine Erhöhung der Aktienquote auch bei den Kapitalanlagen von Schaden-und Unfallversicherern eintreten. Das sagte Axel Wehling vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Zum 1. Januar des nächsten Jahres laufen die bestehenden Anlagevorschriften des Versicherungsaufsichtsgesetzes aus. Unter anderem begrenzen sie die Aktienquote auf 30 Prozent. Das heißt, Versicherer dürfen von den Kapitalanlagen, die zur Deckung von Versichertenansprüchen bestimmt sind, lediglich bis zu 30 Prozent in Aktien anlegen.
Der GDV hatte im vergangenen Jahr eine Anhebung auf 35 Prozent bei den Schaden-und Unfallversicherungen vorgeschlagen. Dem ist das Finanzministerium in seinem jetzt bekannt gewordenen Entwurf für eine neue Anlageverordnung nicht gefolgt. Er sieht aber vor, dass Lebens-und Krankenversicherer künftig bis zu 35 Prozent in Aktien anlegen können. Für Schaden-und Unfallversicherer bleibt die Grenze bei 30 Prozent.
Das Ministerium begründet das in seinem Entwurf mit der „langfristigen Ausrichtung der Kapitalanlage“ bei Lebens-und Krankenversicherungen. Damit seien sie weniger anfällig für kurzfristige Konjunkturzyklen. Gleichzeitig will das Ministerium die Berechnungsgrundlage ändern: Gemischte Fonds, die Aktien und andere Anlageformen wie Renten oder Immobilien enthalten, gingen bisher voll in die Aktienquote ein. Künftig können die Anteile separat angerechnet werden. Das könnte bis zu fünf Prozentpunkte mehr in Aktien ausmachen, sagte Wehling.
Zurzeit haben die Versicherer von ihren 1800 Mrd. DM Kapitalanlagen nur vier Prozent direkt in Aktien angelegt, aber weitere 22 Prozent in Investmentfonds (Aktien-, Renten-und Immobilienfonds sowie Mischfonds), fast immer als Spezialfonds für einzelne Versicherer.
Mehr als 60 Prozent entfallen auf festverzinsliche Anlagen, drei Prozent auf Immobilien und neun Prozent auf Beteiligungen. Das Ministerium hat die Versicherungswirtschaft aufgefordert, bis zum 25. Juli Stellung zu nehmen. „Das ist natürlich sehr kurzfristig“, sagte Wehling. Die Branche werde deutlich machen, dass sie weiteren Änderungsbedarf auch für die Schaden-und Unfallversicherer sieht.
Bernd Helms, Geschäftsführer der Gerling Gesellschaft für Vermögensmanagement, unterstützt diese Position. „Bei Schaden-und Unfallversicherern gibt es die Tendenz, bei ihren Aktienanlagen an die 30-Prozent-Grenze zu stoßen“, sagte Helms. Sein Unternehmen verwaltet Kapitalanlagen von 60 Mrd. DM für den Gerling-Konzern, davon sind etwa 15 Mrd. DM in Aktien angelegt.
Quelle: Financial Times Deutschland
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