Ariane 5 transportiert Satelliten nicht in geplante Umlaufbahn. Von Gerhard Hegmann, München,und Herbert Fromme, Köln
Mit einem missglückten Start der Trägerrakete Ariane 5 hat der europäische Raketenanbieter Arianespace einen schweren Rückschlag im internationalen Wettbewerb um Satellitentransporte erlitten. Weil das Triebwerk der Ariane-5-Oberstufe beim Start nur 80 Prozent der Leistung lieferte und kürzer als geplant arbeitete, erreichte der TV-Satellit BSAT-2B für den japanischen Markt sowie der Technologie-und Wissenschaftssatellit Artemis der Europäischen Weltraumorganisation ESA nicht die geplante Umlaufbahn. Über die Ursache für das Versagen der Oberstufe unter der Gesamtverantwortung des deutschen Raumfahrtunternehmens Astrium (Bremen) gibt es bislang nur Spekulationen. An diesem Montag soll eine Untersuchungskommission die Arbeit aufnehmen, kündigte Arianespace-Chef Jean-Marie Luton an. Erste Ergebnisse werden Anfang August erwartet. In den nächsten Tagen soll auch untersucht werden, ob die Satelliten noch zu nutzen sind.
Erster kommerzieller Fehlschlag Es war der zehnte Flug von Ariane 5 und der erste Fehlschlag auf rein kommerziellem Gebiet. Beim Erstflug der Ariane 5 im Juni 1996 mit Wissenschaftssatelliten wurde die Rakete wegen einer Bahnabweichung gesprengt und beim zweiten Start mit Versuchssatelliten ebenfalls eine zu geringe Umlaufbahn erreicht. Seitdem verliefen die Flüge reibungslos.
Die jüngste Panne könnte auch die politischen Entscheidungen im November um die geplante Nutzlaststeigerung der Ariane 5 belasten. „Es kann ein banaler Fehler sein. Wir müssen vor allem die Ursache ermitteln“, sagte ein Branchenexperte. Auch die Versicherungswirtschaft wartet auf die Ergebnisse. Die Startprämien richten sich nach der Zuverlässigkeit.
So kostet die jetzige Panne die Allianz-Gruppe bis zu 20 Mio. $, sagte ein Allianz-Sprecher der FTD. Artemis wurde im Auftrag der European Space Agency (ESA) vom italienischen Hersteller Alenia gebaut. Die französische Allianz-Tochter AGF führt das Konsortium aus mehreren Versicherern, das den Start der Ariane 5 und den ESA-Satelliten Artemis bis zum einem Höchstschaden von 120 Mio. $ gedeckt hat. Nach Angaben des US-Branchendienstes Space News kostete Artemis einschließlich Start 901 Mio. Euro und ist damit einer der teuersten europäischen Satelliten. Der Start sowie zumindest ein Teil der Artemis-Nutzlast seien versichert. Nach Angaben des US-Herstellers Orbital Sciences des japanischen Satelliten BSAT-2b war auch dieser Satellit versichert – es wurden bislang aber keine Detailangaben gemacht.
Langjährige Geschäftsbeziehung Die Allianz-Tochter AGF ist seit 1999 Projektpartner der ESA. Die Gruppe wolle die Beziehung in den nächsten Jahren fortführen, sagte der Sprecher. Das gesamte Versicherungsvolumen im Markt der Weltraumversicherung habe sich von 1980 auf 2000 von 9 auf 900Mio.$ verhundertfacht. Die Versicherungssumme je Raumfahrtzeug liegt nach Allianz-Angaben im Schnitt bei 220Mio. und im Höchstfall bei 900Mio. $. Vierzehn Anbieter teilen sich etwa 75 Prozent des Gesamtmarktes.
Nach den Planungen wollte Arianespace noch drei Ariane-5-Raketen in diesem Jahr und fünf im nächsten Jahr starten. Arianespace-Chef Luton erklärte, dass der nächste Flug der schwächeren Ariane 4 wie geplant am 23. August stattfindet. Branchenkenner halten Verzögerungen im Ariane-5-Programm aber für möglich.Der Mehrzwecksatellit Artemis sollte vor allem neue Technologien für Mobilfunkdienste und das künftige Navigationsnetz Gallileo erproben. Zudem sollte Artemis als Relaisstation zwischen Satelliten operieren und Daten über Laserstrahlen austauschen. Der Satellit mit einer geplanten Lebensdauer von etwa zehn Jahren verfügt auch über eine neue elektrische Anrtiebstechnologie, den so genannten Ionenantrieb.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo