Die Essener Ruhrgas-Zentrale gab sich gestern betont gelassen: „Eon wird, wie bereits BP, daran interessiert sein, dass sich Ruhrgas dynamisch und positiv entwickelt“, hieß es. Und schließlich habe Eon ja noch nicht die Mehrheit.
Noch. Der größte deutsche Gasimporteur muss sich auf andere Zeiten einstellen. Eon-Chef Ulrich Hartmann ließ durchblicken, dass er die operative Kontrolle anstrebe. Für ihn ist der Deal mit BP der „Schlüssel“: „Wir führen Gespräche mit allen anderen Aktionären.“
Im Tausch für Aral erhält Eonzunächst 51 Prozent an der Beteiligungsgesellschaft Gelsenberg, die 25,5 Prozent an der Ruhrgas hält. Später kann Eon Gelsenberg sogar ganz von BP übernehmen. Bisher hielt der Düsseldorfer Konzern durchgerechnet nur 0,2 Prozent an der Ruhrgas, und zwar über seinen Anteil an der Ruhrkohle AG.
Die komplexe Aktionärsstruktur bei der Ruhrgas hatte dem Management über Jahrzehnte hinweg eine große Unabhängigkeit garantiert. Zumal die Eigner mit hohen Dividenden bei Laune gehalten wurden.
Die Eon-Pläne wirbeln diese Strukturen nun kräftig durcheinander. Denn ein saftiger Verkaufsgewinn kann ab 2002 – wenn er steuerfrei ist – viel lukrativer seinals eine üppige Dividende.
Neben dem 25,5-Prozent-Anteil verfügt Eon über eine Option auf durchgerechnet 3,5 Prozent, die Konkurrent RWE wegen Kartellauflagen abgeben muss. Auch der Mobilfunkkonzern Vodafone hat bereits signalisiert, dass er seinen Anteil von 8,2 Prozent loswerden will. Er war ihm im Zuge der Mannesmann-Übernahme zugefallen.Um die Mehrheit an Ruhrgas zu erlangen, reicht das allerdings noch nicht. Eon hofft offenbar auf ein Entgegenkommen von Shell oder Exxon Mobil. Deren Loyalität als Ruhrgas-Aktionäre ist ähnlich schwach ausgeprägt wie die von BP. Für einen Sitz im Aufsichtsrat genügt Eon schon der Erwerb von 51 Prozent an Gelsenberg. Trotz seines Ausstiegs aus Ruhrgas will BP-Chef Lord Browne künftig weiter auf dem deutschen Gasmarkt mitmischen, und zwar qua direkter Beteiligung.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo