Der Haftpflichtverband der deutschen Industrie (HDI) will noch in diesem Jahr das Lebensversicherungsgeschäft in Japan aufnehmen. Ausgestattet mit 100 Mio. Euro Kapital soll eine Gesellschaft an den Start gehen, die ausschließlich fondsgebundene Policen über vorhandene Vertriebskanäle verkauft. Auch in den US-Markt will HDI-Chef Wolf-Dieter Baumgartl expandieren. Das Unternehmen ist schon in Italien und Brasilien aktiv, in Luxemburg und Liechtenstein wurden neue Lebens-Töchter gegründet.
Für Baumgartl ist das Japan-Engagement „völlig ohne Risiko“. Weil das Vertrauen in die traditionellen japanischen Gesellschaften erschüttert sei, gebe es eine Öffnung, die man nutzen müsse.
Der globale Ausbau der Lebens-und der Lebens-Rückversicherung gehöre zu den Pfeilern des HDI-Umbaus, den Baumgartl betreibt. Dabei stehen die ausländischen Schaden-und Unfallversicherungstöchter zur Disposition, mit dem Verkauf als Option.
Für 2001 erwartet der HDI, zu dem unter anderem die Hannover Rück gehört, Prämieneinnahmen von rund 13,8 Mrd. Euro, ein Plus von etwa 15 Prozent. Vor allem die Lebensversicherung soll wieder stark wachsen. Dabei warnt Baumgartl vor der Riester-Begeisterung. „Wir gehören nicht zu denen, die schon losgerannt sind.“ Für die HDI Leben sei vor allem der Markt betrieblicher Altersversorgung interessant.
Die Tochter PB Lebensversicherung, die über Post und Postbank verkauft, steigt aber auch im Privatgeschäft ein: Bei ihr haben sich schon 1,2 Millionen Riester-Interessenten registrieren lassen. Sie sollen ab 1. September ein schriftliches Angebot erhalten. Vorstand Norbert Kox hofft, dass 20 Prozent abschließen.
Im früheren Kerngeschäft Industrieversicherung will sich Baumgartl an der Sanierung des Marktes „in gewissen Grenzen“ beteiligen. Die Preise seien zu niedrig, aber der HDI sei in einer besseren Lage als die Konkurrenz, weil er mit 15 Prozent nur die Hälfte ihrer Kosten habe. Künftig hat der HDI-Versicherungsverein nur noch Industriekunden: Das Privatkundengeschäft wird herausgelöst und in der Tochter HDI Privat Versicherung AB betrieben.
Der HDI-Konzern meldete für 2000 einen Jahresverlust von 8Mio. Euro, nach 48 Mio. Euro. Auch 2001 werde keinen hohen Gewinn bringen. Das spiegele aber nicht die tatsächliche Lage des Konzerns wider. „Wir sind in Leben und Lebensrückversicherung stark gewachsen.“ Nach deutscher Rechnungslegung schlägt sich das Wachstum anfangs in hohen versicherungstechnischen Verlusten nieder. Ab 2002 will der Konzern nach US-Gaap bilanzieren.
Quelle: Financial Times Deutschland
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