Während das Allianz-Management mit der Übernahme der Dresdner Bank und ihren Folgenbeschäftigt ist, kommen widersprüchliche Signale aus einem Kerngeschäftsfeld, der deutschen Schaden-und Unfallversicherung. Zwar konnte die Allianz den Gewinn steigern, zeigte aber deutliche Schwächen im Neugeschäft.
Die so genannte deutsche Sachgruppe, in der die Allianz acht Unternehmen unter Führung der Allianz Versicherungs-AG zusammenfasst, erzielte im ersten Halbjahr 2001 ein Ergebnis vor Steuern von 340,2 Mio. Euro, 100 Mio. Euro über dem Vergleichszeitraum im Vorjahr. Für das Gesamtjahr erwartet Sachgruppen-Chef Reiner Hagemann laut einer Stellungnahme der Allianz ein Umsatzplus von knapp drei Prozent. Auf eine Vorhersage zum Gewinn wollte er sich nicht einlassen. Offenbar wirken die schlechten Erfahrungen aus dem Vorjahr nach, in dem der angekündigte Gewinn nicht erreicht wurde.
Zwei Gründe sprechen für einen soliden Jahresgewinn der Sachgruppe: Sie musste im ersten Halbjahr 4,4 Prozent weniger für Schäden ausgeben als 2000. Zweitens erhöhte sie die Erträge aus Kapitalanlagen um 68 Mio. Euro auf 669 Mio. Euro. Das dürfte nur durch den weiteren Verkauf von Aktien möglich gewesen sein, trotz der schlechten Verfassung der Märkte und trotz des Rückgangs des Zeitwerts der Kapitalanlagen um 0,4 Mrd. Euro seit Ende 2000 auf 27,2 Mrd. Euro. Langfristig ist das kaum ein Rezept für nachhaltige Gewinne, aber für 2001 garantieren die hohen Kapitalerträge ein gutes Ergebnis.
Die Beitragseinnahmen der Sachgruppe stiegen kräftig um 5,8 Prozent auf 6,1 Mrd. Euro an, vor allem durch höhere Preise in der Autoversicherung. In dieser Sparte erzielte die Allianz Mehreinnahmen von 6,5 Prozent.
Beunruhigen muss Hagemann dagegen die Neugeschäftsentwicklung. Die Allianz-Vertreter verkaufen weniger. Das neu abgeschlossene Geschäft ist um satte 4,6 Prozent auf 1,5 Millionen Verträge zurückgegangen. Selbst die von der Allianz „erfreulich“ genannte Entwicklung in der Autoversicherung ist nur mit Mühe positiv zu interpretieren. Der Marktführer konnte um 0,6 Prozent auf knapp über neun Millionen Kfz-Haftpflichtverträge zulegen. Bei einem Wachstum des Marktes von knapp einem Prozent pro Jahr bedeuten selbst die 0,6 Prozent einen leichten Rückgang des Marktanteils.
Die alte Wachstumsschwäche der Allianz ist also wieder da. Abhilfe soll die neue Tochter Dresdner Bank bringen. Die Sachgruppe weist auf die 1000 Vorsorge-und Versicherungsberater hin, die künftig in den Bankfilialen stationiert sein werden. Aber Hagemann weiß sehr gut, dass der Bankschalter kaum zum Vertrieb von Sachpolicen taugt. Für die Überwindung ihrer traditionellen Schwäche, aus eigener Kraft zu wachsen, braucht die Allianz im Schaden-und Unfallgeschäft andere Rezepte.
Quelle: Financial Times Deutschland
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