Moody’s erwartet weitere Firmenzusammenbrüche. Von Herbert Fromme, Köln
Die amerikanische Rating-Agentur Moody’s hat ihre Bewertung der japanischen Lebensversicherungsbranche von „stabil“ auf „negativ“ herabgestuft. Als Hauptgründe nennt das Unternehmen den Rückgang in der Zahl der Policen, den sich weiter abschwächenden Aktienmarkt, die stagnierende Gesamtwirtschaft und die Tatsache, dass in den vergangenen 15 Monaten fünf Lebensversicherer Konkurs anmelden mussten.
Japanische Lebens-versicherer leiden seit Jahren unter den niedrigen Zinsen und dem Verfall der Aktienpreise. Mit ihren Kapitalanlagen erzielen sie selten Renditen über ein bis zwei Prozent. Damit können die Unternehmen die ihren Versicherten zugesagten Renditen von drei bis vier Prozent nicht mehr erwirtschaften und müssen an die Rücklagen. Wenn die an einem kritischen Punkt angelangt sind, bleibt nur noch die Insolvenz.
Bisher sind die grundlegenden Ansprüche der Policeninhaber von einem staatlich unterstützten Feuerwehrfonds übernommen worden. Doch ist auch hier die Luft dünn geworden. Die japanische Finanzverwaltung prüft derzeit, ob die Versicherer per Gesetz von ihren bindenden Renditezusagen befreit werden können, die Kosten der Krise also den Kunden aufgebürdet werden.
Als Konsequenz der Krise lösen viele Kunden ihre Versicherungsverträge vorzeitig. „Das Vertrauen der Verbraucher in die Branche ist sehr niedrig und wird es auch bleiben, bis die Unternehmen weit reichende Änderungen durchsetzen“, sagte Moody-Analyst Patrick Finnegan. Dazu gehörten eine Verbesserung der Gewinnsituation und die Stärkung der Kapitalbasis.
Profitieren von der Schwäche vieler Unternehmen könnten neue Marktteilnehmer und die wenigen großen Versicherer, die noch solide dastehen, heißt es im Bericht.
Die Rating-Agentur erwartet weitere Unternehmenszusammenbrüche. Die gegenwärtige wirtschaftliche Krise in Japan werde die Finanzbasis und das Kundenvertrauen weiter negativ belasten. Die Konkurse der vergangenen 15 Monate hätten ein ähnliches Muster: Die Finanzaufsicht zwingt die Versicherer zur Geschäftsaufgabe, wenn ihre Solvabilitätsmargen, also das Verhältnis von tatsächlich verfügbaren Mitteln zu Verpflichtungen gegenüber Kunden, unter einen bestimmten Schwellenwert sinkt. „Durch das Insolvenzverfahren werden die garantierten Auszahlungen des Unternehmens reduziert. Das macht den Versicherer attraktiver als Übernahmeziel, auch für ausländische Unternehmen“, sagte Hideyuki Ito, Ko-Autor des Berichts.
Moody’s erwartet eine Konsolidierungswelle in der Branche. Wichtiger als Größe sei allerdings die Verbreitung besserer Steuerungsmethoden in den Unternehmen, zum Beispiel für das Asset-Liability-Management, heißt es.
Quelle: Financial Times Deutschland
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