Von Herbert Fromme, Cornelia Knust und Rolf Lebert, Paris Der französische Axa-Konzern glaubt zu den Gewinnern zu gehören, wenn sich die Branche wegen des Katastrophenschadens vom 11. September neu aufstellen. „Die großen und finanzkräftigen Versicherer werden den Schaden gestärkt überstehen“, sagte Henri de Castries, Vorstandschef der Axa, im Interview mit der Financial Times Deutschland. „Natürlich müssen wir einen hohen Schaden zahlen. Aber der Bedarf nach Absicherung wird eher zunehmen und den soliden Unternehmen nutzen.“
Die Terroranschläge von New York werden die Gruppe 600 Mio. Euro vor Steuern kosten. Das werde den Jahresgewinn 2001 nur moderat beeinflussen, sagte de Castries. Viel mehr als durch den direkten Schaden werde die Axa durch die Talfahrt der Kapitalmärkte getroffen. Dennoch habe die Axa nach dem 11. September keine Aktien verkauft, sondern ihre Bestände gehalten. Weil die Versicherer aber weniger Sondergewinne durch den Aktienverkauf erzielen, haben sie geringeren Spielraum für verlustbringendes Geschäft im Versicherungsbereich. Außerdem erwartet de Castries Gewinneinbußen im Kerngeschäftsfeld Asset Management.
Die Konsequenz: Die Axa wird die Preise erhöhen und will die Kosten senken. Gruppenweit hat de Castries als Hausnummer die Einsparung von 700 Mio. bis 1 Mrd. Euro vorgegeben, davon sollen 250 Mio. Euro aus Kostensenkungen in den USA kommen. Der Manager muss zugeben, dass seine Gruppe mit einer Kostenquote von 32 Prozent im Schaden-und Unfallgeschäft eher hoch liegt.
Die Änderung der französischen Bilanzierungsvorschriften im Sinne der Assekuranz, die Finanzminister Laurent Fabius am Dienstag angekündigt hatte, scheint de Castries nicht zu beeindrucken. „Das ist ein schönes Paket für kleinere Marktteilnehmer“, winkt der Manager ab und fügt mit Blick auf die Verhältnisse in Deutschland hinzu: „Richtig helfen würde uns, wenn der Minister uns eine Befreiung von der Kapitalertragssteuer auf Veräußerungsgewinne gewährte.“ Künftig müsse sich ein französischer Versicherer fragen, was er mit Anlagen macht, die er nicht direkt im Land zur Absicherung von Ansprüchen braucht. Er könne sich vorstellen, die Dividenden der deutschen Axa künftig dort zu lassen, um künftig von den günstigeren Steuerregeln zu profitieren.
Die politische Debatte muss nach de Castries Meinung darüber geführt werden, wer nach dem 11. September die Kosten für die teurere Risikodeckung tragen soll. „Wir sind dazu da, den Preis der Deckung zu berechnen, aber nicht dazu, die höheren Kosten zu tragen“, sagte er. Bei der Luftfahrtversicherung handele es sich um wenige Dollar pro Passagier für die neuen Deckungen, „nicht viel mehr als was die Airlines für den Orangensaft auf dem Flug ausgeben“.
De Castries will an seiner Strategie, mehrere Vertriebskanäle mit Hilfe von Kooperationen aufzubauen, festhalten. Zu den Wunschpartnern gehörte auch der Crédit Lyonnais, an dem die Axa fünf Prozent hält. Jedoch kam die angestrebte Kooperation nicht zustande. Den Verkauf der fünf Prozent wollte de Castries nicht ausschließen, er stehe aber nicht auf der Tagesordnung. „Wir glauben, das ist eine gute langfristige Anlage“, sagte er. In Deutschland sind die Verhandlungen mit der Deutschen Bank gescheitert, das Institut kooperiert jetzt mit Zurich Financial Services. „Zurich war bereit, der Deutschen Bank ihren Asset Manager zu verkaufen. Das ist natürlich ein überzeugendes Argument. Für uns kommt das nicht in Frage, Asset Management ist ein Kerngeschäftsfeld.“ Für den geplanten Ausbau des Lebensversicherungsgeschäfts sucht Axa weiterhin einen Partner, will aber keine Bank übernehmen.
Die offene Architektur, also der Vertrieb der eigenen Produkte über die Kanäle anderer Unternehmen und fremder Produkte über den eigenen Außendienst, sei sinnvoll und von den Vermittlern akzeptiert. „Wir verkaufen in den USA die Fonds von Merrill Lynch, und die vertreiben unsere Lebensversicherungen“, sagte de Castries. Auch in Deutschland könnten die Axa-Vertreter eines Tages Kleinkredite im Angebot haben.
Die Axa will auch durch Übernahmen wachsen. Im Jahr 2000 übernahm die Gruppe die Nippon Dantai Life in Japan und den Value Asset Manager Sansford Bernstein in den USA, außerdem kaufte sie die Minderheitsaktionäre an der Axa Financial und der Axa UK heraus – ein Gesamtvolumen von 22 Mrd. Euro. „Wir werden auch weiter zukaufen. Aber es muss sich lohnen, unser Fokus liegt auf dem Gewinn. Wenn man die Stornoquote in einem Land deutlich senkt, hat man mehr erreicht als durch manche Übernahme“, sagte er.
Quelle: Financial Times Deutschland
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