Private Riester-Rente verliert bei Verbrauchern an Beliebtheit

Werbeschlacht der Versicherer nur vordergründig erfolgreich

Zwei Monate vor dem offiziellen Startschuss für die Riester-Rente reiben sich viele Versicherer zufrieden die Hände. Bis zu einer Million Verträge für die staatlich geförderte Altersvorsorge haben die Assekuranzen bereits verkauft – obwohl das Altersvorsorgegesetz erst am 1. Januar kommenden Jahres in Kraft tritt. Allein die Allianz Leben hat bislang rund 140 000 Policen eingefahren, die zum Ergo-Konzern gehörende Victoria etwa 120 000.

Im Fernsehen gibt es kaum einen Werbeblock, in dem Herr Kaiser und Kollegen nicht Produkte für die Riester-Rente feilbieten. In den Briefkästen der Bürger stapelt sich die Reklame. Doch trotz des Anfangserfolgs erreicht der Werbefeldzug offenbar das Gegenteil von dem, was er bezwecken will.

Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa wollen nur noch 51 Prozent der Verbraucher die staatliche Förderung zur Altersvorsorge in Anspruch nehmen. Im Frühjahr waren es noch 73 Prozent. Die Marktforscher des Kölner Unternehmens Psychonomics stellen einen ähnlichen Trend fest. In Zusammenarbeit mit der Boston Consulting Group untersuchen sie seit April regelmäßig die Einstellung der Verbraucher zur Riester-Rente. „Die Werbung verstärkt die Unsicherheit im Hinblick auf die Rentenreform“, sagt Jörg Maas von Psychonomics. Die Bereitschaft der Bürger, einen Riester-Vertrag abzuschließen, ist im Oktober unter den Wert vom April gefallen. Im Frühjahr wollten 62 Prozent der von Psychonomics Befragten in die staatlich geförderte Altersvorsorge investieren, bis Juli wuchs dieser Anteil auf 68 Prozent. „Jetzt sind es nur noch 57 Prozent“, berichtet Studienleiter Christoph Müller. Im Juli bevorzugten noch 63 Prozent der Verbraucher als Vertragspartner eine Versicherung, im Oktober waren es nur noch 49 Prozent.

Nach Auffassung der Marktforscher stößt die betriebliche Altersvorsorge bei den Verbrauchern auf mehr Interesse als die private kapitalgedeckte. Wenn die Arbeitnehmer ab dem 1. Januar 2002 ein Recht auf betriebliche Altersvorsorge haben, könnte sich der frühe Absatz der privaten Riester-Produkte für viele Versicherer als Frühstart erweisen. Denn die Kunden können problemlos wechseln, die Unternehmen bleiben auf den Stornokosten sitzen. Christopher Freese, Geschäftsführer der Boston Consulting Group: „Das Geschäft kann zu einem Milliardengrab werden für Versicherer, die vehement versuchen, ihre Riester-Produkte in den Markt zu drücken.“

Zitat:

„Das Geschäft kann zum Milliardengrab für Versicherer werden.“ – Christopher Freese, Boston Consulting Group.

Quelle: Financial Times Deutschland

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