Von Herbert Fromme, Köln Wrede ist ein typischer Hamburger Kaufmann mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein, das er gern zeigt. Sein Nachfolger beim Transport-und Logistikunternehmen Hapag-Lloyd gilt eher als kollegial. Der Jurist Behrendt ist kunstbegeistert und wurde eher zufällig Manager. Doch diese Aufgabe füllt er flexibel und mit viel Begeisterung aus.
Bislang führte Behrendt das Logistikunternehmen VTG Lehnkering, einen Teilkonzern von Hapag-Lloyd. Dort ist er bei seinen Mitarbeitern sehr beliebt. Die Urteile über ihn sind durchweg positiv. Behrendt pflege den „partnerschaftlichen Umgang“, er sei „breit und vielseitig interessiert“, dennoch „nicht entscheidungsschwach“, sagen seine Kollegen. Behrendt selbst gibt das Kompliment zurück. „Den Erfolg des Konzerns haben wir unseren Mitarbeitern zu verdanken“, sagte er auf der letzten VTG-Hauptversammlung.
So viel Lob aus den eigenen Reihen ist verdächtig. Das Geschäft hat unter seinem lockeren Führungsstil aber offensichtlich nicht gelitten. Behrendt hat für VTG Lehnkering konstant gute Zahlen vorgelegt, auch wenn Hapag-Lloyd-Chef Wrede sie ebenso konstant als „verbesserungsfähig“ bezeichnete.
Behrendt ist 50 Jahre alt. Während des Jura-Studiums verbrachte er viel Zeit in den USA, wo er bei verschiedenen Unternehmen arbeitete – nach seinen eigenen Worten war das eine prägende Erfahrung. Nach dem Assessorexamen 1984 ging Behrendt in die Rechtsabteilung der VTG Vereinigte Tanklager und Transportmittel, einer Preussag-Tochter, die riesige Öl-und Chemielager sowie eine große Flotte von privaten Kesselwagen betreibt. Schon bald wechselte er in das operative Geschäft, 1987 wurde er Verkaufschef, 1990 leitete er den Bereich Tanklager und 1994 das gesamte Unternehmen: Ein steiler Aufstieg des loyalen Preussag-Mannes. Als Chef der Bundesvereinigung Tanklager sammelte Behrendt damals auch Erfahrungen mit Standort-und Umweltpolitikern.
Als Preussag 1999 den Logistik-Dienstleister Lehnkering übernahm und mit VTG verschmolz, war Behrendt die erste Wahl für den Chefposten. Preussag hängte das Unternehmen unter das Dach der Hapag-Lloyd AG, in deren Vorstand Behrendt einzog.
Ab Anfang nächsten Jahres leitet Behrendt die ganze Hapag-Lloyd-Gruppe. Schwerpunkt ist die Container-Schifffahrt, die mit 2 Mrd. Euro Umsatz mehr als die Hälfte des Gesamtgeschäfts ausmacht. Doch weltweit ist Flaute in der Containerschifffahrt. Gründe sind der Einbruch im Welthandel, Rationalisierungsdruck und scharfe Konkurrenz. Damit muss sich der künftige Hapag-Lloyd-Chef auseinandersetzen und ist dabei auf ein gutes Verhältnis zu Vorstand Günther Casjens, dem Chef der Hapag-Lloyd Container Linie, angewiesen.
Hinzu kommt die offene Frage, ob die Preussag-Spitze die Hamburger Tochter nicht doch irgendwann verkaufen wird. Raue See wird dem neuen Kapitän des Hapag-Lloyd-Konzerns also auf jeden Fall begegnen.
Zitat:
„Den Erfolg haben wir unseren Mitarbeitern zu verdanken“ – Der künftige Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt.
Quelle: Financial Times Deutschland
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