Von Herbert Fromme, Köln Am Dienstag wird das Bankenkonsortium, das den Börsengang des Rückversicherers Converium – früher Zurich Re – begleitet, die indikative Preisspanne festlegen. Um den 11. Dezember dürfte nach der Bookbuilding-Phase der Ausgabepreis bekannt werden.
Die Konsortialführer UBS Warburg und Merrill Lynch haben in der letzten Woche hart mit Ralf Hüppi, dem Chef der Zurich Financial Services (ZFS), verhandelt. Die ZFS hat Converium mit 1,65 Mrd. $ Kapital ausgestattet. Sie hält zurzeit 100 Prozent. Hüppi würde bei dem Börsengang gerne das 1,6fache für 100 Prozent erzielen, also rund 2,6 Mrd. $. In Bankenkreisen wird diese Summe für unrealistisch gehalten. Viel wahrscheinlicher, heißt es in Zürich, sei eine indikative Preisspanne zwischen dem 1,1-und 1,4fachen, also zwischen 1,8 Mrd. $ und 2,3 Mrd. $. Offiziell Stellung nehmen wollen weder ZFS oder Converium noch die beteiligten Banken. Unklar ist auch, wie viel an die Börse gebracht wird. Bisher war von 70 Prozent die Rede, es ist aber sehr wohl möglich, dass die ZFS die gute Lage der Welt-Rückversicherungsmärkte nutzt und 100 Prozent verkauft.
Hüppi kann jeden Dollar gut gebrauchen. Die ZFS musste seit Anfang des Jahres heftige Schläge einstecken – schwierige Märkte und späte Gewinnwarnungen führten zu einem drastischen Vertrauensverlust bei Investoren und Analysten und einer heftigen Achterbahnfahrt für die Aktie. Durch den Converium-Börsengang und ein Tauschgeschäft mit der Deutschen Bank – der US-Asset Manager Scudder geht zur Bank, der Deutsche Herold zur Zürich – hofft Hüppi, wieder Luft zu gewinnen.
Ob sich die Träume bei Converium erfüllen, werden die nächsten vier Wochen zeigen. Leicht wird es Unternehmenschef Dirk Lohmann auf seiner Roadshow nicht haben, die Anleger zu überzeugen. Bis vor wenigen Wochen war der Rückversicherer gar kein eigenes Unternehmen. Als Zurich Re firmierten eine Abteilung der Zürich-Versicherung und zwei Rückversicherer in New York und Köln. Erst jetzt wurde der Converium-Konzern gegründet, mit der Holding im steuergünstigen Zug in der Schweiz und drei Gesellschaften in Zürich, New York und Köln.
Mit knapp 2 Mrd. $ Netto-Prämieneinnahmen im Jahr 2000 steht Converium auf Platz acht unter den Rückversicherern, deutlich kleiner als Münchener Rück oder Swiss Re. Rund 55 Prozent des Geschäfts kommen von Rückversicherungsmaklern, das ist kostenträchtig. Gegen Converium spricht auch der niedrige Anteil der langfristig profitablen Lebensrückversicherung, die nur sechs Prozent ausmacht. Nach dem 11. September hat in der Versicherungsbranche die „flight to quality“ eingesetzt, die Flucht in die Qualität. Große, kapitalstarke Rückversicherer werden von den Erstversicherern gesucht. Sie müssen immer noch fürchten, dass nach dem Schaden aus dem World Trade Center (WTC) Rückversicherer Pleite gehen und ihre Kunden auf den Verlusten sitzen lassen. Ob da für diesen mittelgroßen Rückversicherer langfristig Platz ist, bleibt offen. Mittelfristig könnte die Converium ein Übernahmeziel werden oder fusionieren müssen.
Auf der Positivseite kann Lohmann auf das hohe Eigenkapital verweisen. Außerdem: Der WTC-Schaden der Converium beträgt zwar 628 Mio. $ vor und 289 Mio. $ nach Rückversicherung. Aber während viele Konkurrenten in den letzten Wochen die Schadenzahlen nach oben korrigieren mussten, besteht diese Gefahr bei Converium nicht – hier trägt die ZFS alle Risiken über 289 Mio. $. Außerdem wurde der neue Rückversicherer von allen Schäden aus vor 1987 gezeichneten Risiken freigestellt. „Das ist eine der saubersten Bilanzen der Branche“, finden die Analysten von Schroder Salomon Smith Barney. Die Bank ist am IPO-Konsortium beteiligt.
Lohmann und seine Kollegen setzen auf den Rückversicherungsboom, der in den letzten Monaten eingesetzt hat und nach dem 11. September einen kräftigen Schub bekam. Die Preise für Rückdeckungen sind dramatisch gestiegen. Für Neugründungen haben Investoren inzwischen mehr als 12 Mrd. $ bereit gestellt. Allerdings hat Converium den Vorteil, dass es im Gegensatz zu vielen Neugründungen über eine etablierte Struktur und erfahrenes Personal verfügt.
In den gegenwärtigen Verhandlungen über die Vertragserneuerungen für das Jahr 2002 geht die Converium eher moderat an Preiserhöhungen heran. Offensichtlich will sie in der Boomphase nicht jeden Dollar herauskitzeln, sondern langfristige Kundenbeziehungen aufbauen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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