Von Martin Kölling, Tokio, und Herbert Fromme, Köln Der Terroranschlag in den USA zwingt Japans zwölftgrößten Schaden-und Unfallversicherer Taisei Marine & Fire in die Pleite. Wegen Schadensersatzleistungen von 74 Mrd. Yen (679 Mio. Euro) für die Attacke auf das New Yorker World Trade Center und den Flugzeugabsturz in Queens übersteigen die Verbindlichkeiten das Nettovermögen um 40 Mrd. Yen. Daher meldete das Unternehmen mit Schulden in Höhe von 365 Mrd. Yen gestern Konkurs an. Die Aktie des Maschinenherstellers und Taisei-Großaktionärs Furukawa Co. sackte um 14 Prozent ab.
Mit dem fünftgrößten Sachversicherer Aioi und Nissan Fire & Marine kündigten zwei weitere Unternehmen an, wegen der Leistungen für die Anschläge und sinkenden Aktienkursen im laufenden Geschäftsjahr statt Gewinnen Nettoverluste von 77 Mrd. Yen respektive 23 Mrd. Yen auszuweisen. Nissan Fire erwartet Schadenzahlungen von 74 Mrd. Yen aus dem Anschlag auf das World Trade Center.
Auch wenn die drei Fälle die Schwäche der japanischen Versicherungsunternehmen unterstreichen, ist der zweite Zusammenbruch eines Schaden-und Unfallversicherers nach dem zweiten Weltkrieg nach Ansicht von Analysten kein Warnsignal für eine Pleitewelle der Großen der Branche. Anders sieht es bei den japanischen Lebensversicherern aus, die in den vergangenen Jahren sieben Zusammenbrüche erlebten, weil sie bei Niedrigzinsen und flauen Aktienmärkten die versprochenen Renditen nicht erwirtschaften konnten.
Taisei gilt als Sonderfall im Schaden-und Unfallmarkt. Wegen der engen Geschäftsbeziehungen mit einem einzigen US-Rückversicherer für das Luftfahrtgeschäft, Fortress Re, explodierten die Ansprüche an Taisei aus der New Yorker Katastrophe. Mit 1,5 Prozent Marktanteil fehlte Taisei jedoch die Masse, große Schadensfälle zu verkraften.
Fragen wirft die Pleite auf die Fusionspläne des drittgrößten Sachversicherers Yasuda Fire & Marine. Das Unternehmen wollte mit Nissan Fire und Taisei Fire 2002 die Versicherungsgruppe Sompo Japan gründen. Der Konzentrationsprozess der Versicherer ist in vollem Gange. Im Frühjahr haben sich mit Aioi und Nipponkao zwei Allianzen mittelgroßer Versicherer gegründet. Im Oktober schlossen die Nummer drei und vier der Industrie Mitsui Marine & Fire und Sumitomo Marine & Fire eine Partnerschaft. Im April wird Branchenführer Tokyo Marine & Fire mit Partnern seiner Versicherungsgruppe Millea eine Holding aufbauen.
Das wirtschaftliche Umfeld treibt die Konsolidierung voran. Die niedrigen Zinsen und fallenden Aktienkurse setzen vor allem den kleineren Unternehmen zu. Doch auch die Großen der Branche leiden. Durch den Fall der Aktienkurse musste etwa Yasuda statt des erwarteten Gewinns in der ersten Jahreshälfte einen Verlust von 25 Mrd. Yen verbuchen.
Yasuda bestätigte gestern, an der Fusion trotz der Pleite festzuhalten. „Es ändert sich nichts an unserer Grundlinie, dass wir unser Bestes tun, um Sompo Japan zu gründen“, erklärte Firmenpräsident Hiroshi Hirano. Die Unternehmen werden die Beratungen sofort beginnen. Hirano versprach, dass Yasuda und Nissan als „Sponsoren“ von Taisei auftreten werden, um „nach Möglichkeit“ Versicherte, Angestellte und Agenten von Taisei zu schützen.
Nun wird erwartet, dass sich zuerst Yasuda und Nissan zusammenschließen und später Taisei übernehmen. Das Umtauschverhältnis wird neu diskutiert. Ursprünglich sollten 0,7 Yasuda-Aktien für eine Nissan-Fire-Aktie und 0,5 Yasuda-Aktien für eine Taisei-Aktie getauscht werden.
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Wenige Unternehmen
In Japan arbeiten nur 60 Nichtleben-Versicherer, in Deutschland mehr als 400. Die fünf größten Japaner decken 53 Prozent des Marktes ab.
Marktführer
Größtes Unternehmen ist die Tokio Marine & Fire, zweitgrößtes die Yasuda Fire & Marine, die Taisei übernehmen will.
Quelle: Financial Times Deutschland
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