Den Schiffsfinanzierern ist nicht wohl in ihrer Haut. Anleger, die traditionell am Jahresende viele Schiffsbeteiligungen zeichnen, sind durch die Berichte über ein Abflauen des Welthandels und Einnahmeeinbrüche in der Schifffahrt verunsichert. Als sich die Branche, die jährlich knapp 3 Mrd. DM an Schiffsfonds verkauft, am Donnerstag in Hamburg zum Schiffsfinanzierungs-Forum der Fachzeitschrift „Hansa“ traf, gab es viele Fragen, aber wenig Antworten.
„Die betroffenen Initiatoren setzen alles dran, den Schiffsfonds-Markt an der Oberfläche ruhig zu halten“, so Finanzierungsexperte Jürgen Dobert. „Um jeden Preis soll vermieden werden, dass die Anleger etwas von bevorstehenden Reduzierungen der Raten erfahren.“
Nur selten brach die Nervosität durch. Jürgen Salamon vom Emissionshaus Dr. Peters in Dortmund explodierte förmlich, als Rechtsanwalt Rüdiger Warnke von „weich gezeichneten und geschönten Beteiligungs-Prospekten“ berichtete, die noch heute die optimistischen Prognosen vom Frühjahr verbreiten. Das sei eine „Zumutung“, meinte Salamon. Er kenne niemanden, der mit solchen Methoden arbeite.
Das sollten die Schiffsfinanzierer auch besser nicht versuchen, warnte Dobert. Es könne nur böse enden, wenn die Emissionshäuser noch im Dezember auf Teufel komm raus Anteile verkauften, um dann ihren Kunden im Januar zu gestehen, dass die erwarteten Charterraten leider nicht erzielt würden. „Diese Anleger könnten Sie für den Rest Ihres Lebens als Kunden vergessen“, sagte Dobert. Das Hauptproblem der Emissions-häuser und der Reeder, für die sie die Schiffe finanzieren: Sie haben bereits zahlreiche Frachter bei den Werften bestellt, für die es jetzt keinen Bedarf mehr gibt. „Sie müssen unbedingt versuchen, die Ablieferung neuer Tonnage zu verzögern“, riet Professor Berthold Volk von der Fachhochschule Oldenburg.
Einige Emissionshäuser haben diesen Weg bereits gewählt: Nordcapital aus Hamburg hat einen Containerfrachter bei einer polnischen Werft wieder abbestellt, Gebab aus Meerbusch lässt drei Schiffe, die in Deutschland gebaut werden sollen, erst später abliefern. Die deutschen Container-Reeder haben sich inzwischen wieder einmal entschlossen, es mit einem Auflege-Pool zu versuchen: Fünf bis sechs Prozent der Chartereinnahmen sollten für den Pool gesammelt werden, schlug Geschäftsführer Hermann Ebel von Hansa Treuhand vor. Dann könnte man es sich leisten, rund zehn Prozent der Schiffe aus dem Markt zu nehmen und so die Preise zu stabilisieren.
Kritiker wenden ein, dass solche Pools in der Vergangenheit nie funktioniert haben. Nur wenn die Schiffsbanken für Disziplin sorgten, ließen sich alle Reeder bei der Stange halten. Dann aber drohen Schwierigkeiten mit dem Kartellrecht.
Viele dividendenverwöhnte Anleger werden im nächsten Jahr ohne Ausschüttungen auskommen müssen. Die „Northern Vitality“ des Emissionshauses Norddeutsche Vermögen etwa liegt schon seit August ohne Beschäftigung und damit ohne Einnahmen auf.
Zitat:
„Die Schiffsfinanzierer wollen den Markt ruhig halten“ – Jürgen Dobert.
Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
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