Axa kann Ergebnis noch nicht abschätzen

Börsenrückgang und Steuergesetze als Gründe genannt · Arbeitsplätze sollen bis 2006 sicher sein

Von Herbert Fromme, Köln Eigentlich ist Claus-Michael Dill ein optimistischer Mensch, der fest an den Erfolg seines Unternehmens glaubt. Aber beim traditionellen Pressegespräch zum Jahresende hatte der Chef der deutschen Axa-Gruppe wenig Erfolgsmeldungen zu verbreiten. Äußerst ungewöhnlich: Drei Wochen vor Jahresende wollte Dill zum Ergebnis nichts sagen.

„2001 war in jeder Hinsicht ein Ausnahmejahr“, sagte er. Wegen der Unsicherheiten über den Jahresendstand der Börsen und der neuen Regelungen zur Bewertung von Kapitalanlagen sei eine genaue Aussage verfrüht. „Das Jahresergebnis 2001 wird eindeutig schlechter als 2000 sein“ – mehr wollte Dill nicht sagen. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern einen Jahresüberschuss von 401 Mio. DM erzielt.

Mit Details, wie der Verfall der Aktienmärkte die Gruppe getroffen hat, geizte er ebenfalls. Die stillen Reserven des Versicherers wollte er nicht preisgeben. Der Unterschied zwischen Buchwert und Marktwert der Kapitalanlagen ist eine wichtige Kennzahl für die finanzielle Ausdauer eines Versicherers. Ende 2000 habe die Axa-Lebensversicherung mit 14,9 Prozent stillen Reserven zu den zehn bestreservierten Lebensversicherern gehört, assistierte Vorstandskollege Wolfram Nolte. Jetzt liege der Wert „im einstelligen Bereich“.

Bleibt als Erfolgsmeldung das Wachstum. „Axa Konzern mit Beitragswachstum in schwierigem Jahr“, titelte die Pressestelle auf der entsprechenden Mitteilung. Der Konzern legte um 1,6 Prozent auf 6,81 Mrd. Euro zu. Allerdings sind hier starke Steigerungen in Ungarn (plus 27 Prozent) und in Österreich (plus 25 Prozent) eingerechnet. Im Kerngeschäft Erstversicherung Deutschland betrug der Zuwachs der Axa-Gruppe magere 0,8 Prozent, deutlich unter dem Marktschnitt von 3,1 Prozent.

In den vergangenen Jahren seien bei vielen Versicherern 50 bis 150 Prozent des Jahresgewinns aus dem Handelsgewinn mit Aktien gekommen, sagte Dill und schloss die Axa dabei nicht aus. Damit sei es wegen der Börsenentwicklung jetzt vorbei.

Die Axa-Gruppe hat als Konsequenz aus der schwierigen Gewinnsituation Kostensenkungen von 700 Mio. bis 1 Mrd. Euro beschlossen. Davon muss die deutsche Gruppe 131 Mio. Euro erzielen. Das soll ohne Entlassungen geschehen. Das Management einigte sich mit dem Betriebsrat darauf, im Gegenzug zu deutlich höherer Flexibilität der Mitarbeiter bis Ende 2006 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Nur bei einer genau definierten erheblichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage oder bei einer Fusion tritt die Regelung außer Kraft. Sparen will Dill vor allem bei Projektkosten, die rund 100 Mio. Euro pro Jahr ausmachen, bei Beratern und der Werbung.

Mittel-und langfristig sieht er die Axa als Gewinner der sich verhärtenden Märkte. In der Industrieversicherung gebe es Preissteigerungen von 100 oder sogar 200 Prozent, berichtete Vorstand Markus Hofmann. Ende September hatte die Axa rund 2500 Geschäftskunden gekündigt und neue, teurere Policen unter Ausschluss des Terrorrisikos angeboten. Großrisiken werden ohnehin nicht mehr von der deutschen Axa betreut, sondern von der Axa Corporate Solutions, einer Spezialtochter der Pariser Mutter. „Wir geben 450 Mio. DM Prämienvolumen ab“, sagte Hofmann, der gleichzeitig Deutschlandchef von Axa Corporate Solutions ist. Er rechnet damit, dass es bei der Umstellung einen Abrieb bis zur Hälfte dieses Volumens gibt.

Insgesamt mussten die Sachversicherer der Gruppe Umsatzeinbußen von 5,6 Prozent auf 2,94 Mrd. Euro hinnehmen. Das sei das Ergebnis der geplanten Aufgabe von Auslandsgeschäft der übernommenen Albingia. In der Autoversicherung stieg der Durchschnittsbeitrag um 3,4 Prozent auf 300 Euro.

Besonders gut geht es der Krankenversicherung, die um 13 Prozent auf 611 Mio. Euro zulegte. Die Lebensversicherung konnte ihre Prämieneinnahmen um 1,7 Prozent auf 2,42 Mrd. Euro steigern.

An der Schmidt Bank hält die Axa 5,07 Prozent, die mit 33 Mio. Euro in den Büchern stehen. Den Online-Broker Consors oder die Consors-Tochter E-Insurance – eine Internet-Versicherungsplattform – will die Axa nicht übernehmen.

Zitat:

„Eine Aussage zum Jahresgewinn wäre verfrüht“ – Axa-Chef Dill

Bild(er):

Der Chef der deutschen Axa-Gruppe Claus-Michel Dill muss in diesem Jahr einen weiteren Verlust an Marktanteilen in Deutschland hinnehmen – Modus/Jardai.

Quelle: Financial Times Deutschland

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