Von Herbert Fromme, Köln In den nächsten Jahren wird sich eine riesige Nachfrage nach preisgünstigen Ratings auch für kleinere Unternehmen entwickeln, glaubt die Allgemeine Kreditversicherung. Denn ab 2005 müssen die Banken nach den Regeln von Basel II die Eigenkapitalunterlegung von Ausleihungen nach der Kreditwürdigkeit des Schuldners differenzieren. „Da werden eine Million Ratings für alle Unternehmen in Deutschland fällig. Wir werden mit unserem At-Rating davon profitieren“, sagt Hellmut Meyer-Giesow, Vorstandschef des Kreditversicherers in Mainz.
Kreditversicherungen prüfen für ihre Versicherten die Bonität von deren Kunden und decken, wenn die Prüfung zufrieden stellend ausfiel, mögliche Forderungsausfälle. „Wir haben 300 000 aktive Risiken in Deutschland und Daten über sie, dazu noch 200 000 im Ausland.“
Intern setzt die Allgemeine Kredit Limits – das sind Höchstgrenzen, bis zu denen sie Lieferungen an ein einzelnes Unternehmen versichert. Schon diese Information gebe ein qualitativ hochwertiges Bild. „Dazu kommen noch Daten, die wir für das Rating bei dem Unternehmen abfragen“, sagt Meyer-Giesow. Das At-Rating kostet das beurteilte Unternehmen beim ersten Mal 1200 Euro und dann 600 Euro im Jahr.
Zurzeit gebe es mit Banken Gespräche, die das At-Rating in ihre eigenen Systeme einbauen wollen. Ursprünglich war das Ratingverfahren als Qualitätsmerkmal für das Online-Geschäft entwickelt worden. Im B2B-Geschäft sollte potenziellen Geschäftspartnern verlässlich Auskunft über die Bonität seines Gegenübers erteilt werden.
Die Allgemeine Kredit gehört zur französischen Coface-Gruppe. Die Münchener Rück hält 12,5 Prozent. Die Mainzer Gesellschaft ist im deutschen Kreditversicherungsmarkt die Nummer drei.
Meyer-Giesow geht am 1. Januar in den Ruhestand, sein Nachfolger ist Benoit Claire. Der scheidende Chef ist zufrieden mit dem Zustand des Unternehmens, aber unzufrieden mit dem Ergebnis 2001. Die allgemeine Insolvenzwelle habe die Kreditversicherer heftig getroffen und die Schadenquote – den Anteil von Schäden, Rückstellungen und Kosten an den Prämieneinnahmen – stark erhöht. 2000 lag sie bei 66,9 Prozent. Die Tatsache, dass die Allgemeine Kredit rund 65 Prozent des Risikos an Rückversicherer weitergibt, die entsprechend an den Schäden beteiligt sind, macht das Bild nicht schöner. „Die Verhandlungen über die Rückversicherung für 2002 waren nicht einfach.“ Beim Umsatz konnte das Unternehmen das selbst gesetzte Ziel von plus 6,8 Prozent nicht erreichen. Das Jahr sei deutlich schlechter gewesen, sagte Meyer-Giesow. Im Jahr 2000 hatte das Unternehmen Prämieneinnahmen und Prüfungsgebühren von 223,8 Mio. DM erzielt.
Dazu komme das unbefriedigende Kapitalergebnis. Die Allgemeine Kredit hatte drei Wochen nach dem Anschlag vom 11. September angesichts des freien Falls der Börsen und der Furcht vor weiteren Einbußen ihren gesamten Aktienbestand – immerhin 25 Prozent der Kapitalanlagen – verkauft. „Dabei haben wir einen kleinen Gewinn gemacht.“ Aber die stillen Reserven in Aktien sind jetzt natürlich weg.
Quelle: Financial Times Deutschland
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