Von Herbert Fromme, Köln Die Versicherungswirtschaft arbeitet nach Informationen der Financial Times Deutschland an einem geänderten Modell für den Terror-Pool. Die Arbeitsgruppe des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), die mit den Verhandlungen beauftragt ist, trifft sich möglicherweise schon in der nächsten Woche mit Regierungsvertretern.
Bisher hatten die Versicherer einen Pool in Höhe von 2 Mrd. Euro angeboten, wobei konkrete Zusagen von Unternehmen über rund 1,5 Mrd. Euro vorliegen. Bei höheren Terrorschäden sollte die Regierung haften. Ministeriumsvertreter hatten die niedrige Höhe des Versicherer-Engagements kritisiert. Nach dem neuen Modell reicht die Deckung des Terror-Pools bis 3 Mrd. Euro. Dafür sollen aber zwei Schichten, so genannte Layer, eingerichtet werden: Die erste wird von der deutschen Assekuranz mit Kapazität versorgt und reicht für Schäden bis zu 1,5 Mrd. Euro. Der zweite Layer zwischen 1,5 Mrd. Euro und 3 Mrd. Euro würde weltweit den Versicherungs-und Rückversicherungsmärkten angeboten.
Bei entsprechenden Prämienhöhen wäre das attraktiv für ausländische Gesellschaften, argumentieren die Versicherer und verweisen auf die Erfahrungen in Frankreich. Dort war ein entsprechendes Angebot überzeichnet.
Ob die Erhöhung auf 3 Mrd. Euro ausreicht, die Skepsis der Regierung zu überwinden, bleibt zweifelhaft. Berlin möchte keine unkalkulierbaren Haushaltsrisiken eingehen. Deshalb, so wird in den Ministerien argumentiert, komme eine unbegrenzte Haftung des Staates nicht in Frage. Die hätte bei einem Schaden wie dem Anschlag auf das World Trade Center zu staatlichen Zahlungen von mehr als 40 Mrd. Euro geführt.
Die Versicherungswirtschaft schätzt den wahrscheinlichen Höchstschaden in Deutschland auf rund 20 Mrd. Euro. Eine mögliche Begrenzung der staatlichen Haftung auf 17 Mrd. Euro oberhalb der 3 Mrd. Euro des Pools sei aber keine Lösung, unter anderem aus rechtlichen Gründen, so ein Versicherungsmanager. „Was machen Sie, wenn ein Schaden doch höher liegt oder es einen zweiten Schaden gibt? Kürzen Sie dann alle Leistungen oder zahlen Sie denen, die zuletzt kommen, einfach nichts?“
Kommt es zu keiner Lösung in der Frage des Terror-Pools, werde dies zum „deutlichen Standortnachteil“ für die deutsche Wirtschaft, argumentieren die Versicherer. Französische Betriebe beispielsweise könnten sich dann international leichter refinanzieren als ihre deutschen Konkurrenten, weil sie vollen Versicherungsschutz nachweisen.
Allerdings können sich auch in Deutschland Unternehmen schon heute kommerziell gegen Terrorrisiken versichern – zu sehr hohen Preisen. Ein Beispiel ist der Frankfurter Messeturm, der zur Zeit den Besitzer wechselt. Die Käufer wollen die Immobilie nur mit vollständigem Versicherungsschutz übernehmen. Das Hochhaus ist mit 240 Mio. $ gedeckt. Die normale Gebäudeversicherung für Feuer-, Sturm-und ähnliche Schäden kostet nach Angaben aus dem Londoner Markt 140 000 $ und wird vom US-Unternehmen Chubb gezeichnet.
Terrorrisiken sind dabei nur bis 1 Mio. $ mitversichert. Um eine Terror-Deckung bis 225 Mio. $ zu bekommen, zahlen die Eigner 1,495 Mio. $ Jahresprämie – das Zehnfache der normalen Gebäudepolice. Das Risiko ist in drei Layern gezeichnet worden, die von Lloyd’s of London, der American International und der Axis geführt werden. Die Axis ist ein neuer Rückversicherer, den das Maklerunternehmen Marsh & McLennan auf Bermuda gegründet hat.
Quelle: Financial Times Deutschland
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